334 Der deutsche Fürstenbund und Friedrichs Tod.
an Bayern suchte. In diesem Kurfürstentums) erlosch die Linie Ludwigs
des Bayern mit dem Tode Max Iii. Joseph 1777. Nach Fürstenrecht
Wiedervereini- und alten Hausgesetzen folgte nun die ältere oder Rudolfische Linie, die
^mit Bav?rn^ ^ Hausvertrag von Pavia (1329) in der Pfalz ein eigenes Fürsten-
i777.ern tum erhalten hatte. Auch diese war im Laufe der Zeit in viele Zweige
auseinandergegangen. Beim Tode Max Josephs von Bayern herrschte
in der Pfalz die Linie Sulzbach, deren Haupt Karl Theodor nun Bayern
erbte und so wieder mit der Pfalz vereinigtes (1777—1799). Aber
Karl Theodor hatte keine Neigung zu dem gewonnenen Lande. Pracht-
liebend und gewohnt, mit verschwenderischem Aufwände Hos zu halten,
war er bereit, Stücke seines bayrischen Erbes gegen andere Vorteile preis
Österreichs zu geben. Als ihm nun Kaiser Joseph IL eine standesgemäße Versorgung
^Slane auf seiner nicht thronfähigen Kinder in Aussicht stellte, wollte er schon
und die^Ob^er- Niederbayern und die Oberpfalz an Österreich abtreten. Nun aber hatte
pfalz. Karl Theodor keine erbfolgeberechtigten Söhne, es erlosch also mit ihm
voraussichtlich die Linie Sulzbach, worauf dann die Linie Zweibrücken-
Zweibrückener Birkenfeld folgen mußte. Die Vertreter dieses Zweiges des Wittels-
~inie- bachischen Hauses, die Brüder Karl August und Max Josephs) sahen
deshalb mit Recht durch Karl Theodors Pläne ihre Aussichten, wie
die des ganzen Wittelsbachischen Hauses geschmälert. Als sie nun
Friedrich b. Gr. seines Schutzes versichert hatte, erhob Pfalzgraf Karl
August von Zweibrücken beim Reichstag Protest gegen die Vereinigung
Niederbayerns und der Oberpfalz mit Österreich. Als aber Joseph II.
Bayerischer diesen Protest mißachtete, und schon österreichische Truppen in, Bayern
eingerückt waren, brach Friedrich d. Gr. die Beziehungen mit Österreich
" ' ab und marschierte mit seinem Heere nach Böhmen 1778. Auch Joseph II.
begab sich zu den dort stehenden österreichischen Truppen und beide
Gegner beobachteten sich einige Monate unter kleinen Scharmützeln. Da
aber weder Friedrich noch die alternde Maria Theresia sehr zum Kriege
Friede von geneigt waren, verständigte man sich leicht zu dem Frieden von Teschen
Teschen 1779. l779. Darin begnügte sich Österreich mit der Erwerbung des sog. Inn-
Viertels, eines Landstriches rechts des Inn zwischen Donau und Salzach
(mit Schürding, Braunau und Ried), während das übrige Bayern dem
wittelsbachischen Hause verblieb.
Der deutsche Fürsteubund und Friedrichs Tod.
Zweiter Noch einmal versuchte übrigens Kaiser Joseph nach dem Tode seiner
c^^TT Mutter, Bayern zu gewinnen, und abermals fand er den Kurfürsten
Ä Bayern. ^ai'l Theodor für seine Pläne geneigt. Er bot ihm Teile der öster¬
reichischen Niederlande (Belgien) unter dem Titel eines Königreichs
Der deutsche Burgund an. Aber wiederum widersetzte sich der Pfalzgraf von Zwei-
Fürstenbund brücken, und Friedrich d. Gr. ward abermals der Retter der politischen
J) Die bayrischen Kurfürsten waren: Max I. 1598—1651 (Haupt der Liga),
Ferdinand Maria 1651—1679 (friedlicher Regent), Max II. Emanuel 1679—1726
(Erstüriner von Belgrad, kriegerischer und prachtliebender Fürst), Karl Albert 1726—1745
(Kaiser Karl VII. 1742—1745), Max III. Joseph 1745—1777.
2> Beide waren von 1228—1329 zum erstenmal vereinigt.
3j Der spätere Nachfolger Karl Theodors und erste König von Bayern.