Full text: Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit

Napoleons Krieg mit Preußen und Rußland 1806 und 1807. 399 
einen geschickten Schachzug Preußen auch mit England verfeindet hatte.') 
Nachdem der preußische Staat auf diese Weise völlig isoliert war, setzte 
Napoleon auch die letzte Rücksicht gegen denselben bei Seite und be- 
handelte ihn mit derjenigen Verachtung, die seine unfähigen Vertreter 
Haugwitz, Lombard und Lncchesini persönlich allerdings verdienten. 
Während er früher den Plan des Berliner Hofes, mit den norddeutsch eil 
Staaten eine Union zu errichten, selbst gebilligt hatte, arbeitete er nach 
der Stiftung des Rheinbundes den Versuchen der preußischen Diplomatie, Rheinbund, 
einen solchen Bund zu stände zu bringen, anf alle Weise entgegen. Um 
England zum Friedeu zu bewegeu, bot er ihm das eben erst Preilßeu 
ausgedruugeue Hannover wieder an, ohne darüber auch mit Preußen in Hannover. 
Unterhandlung zu treteu. Schließlich ließ er die zu Preußeu gehörige 
Festung Wesel am Niederrhein und einige andere Punkte mitten im Wesel. 
Frieden von französischen Truppeu besetzen. Endlich erkannte man in 
Berlin, daß es Napoleons Absicht war, Preußen zum Kriege Zu reizeu. 
Statt diesen nun aber als uuvermeidlich mit Entschlossenheit auszunehmen 
imd mit allem Nachdruck zu führen, stellte die Berliner Regierung zu- Ultimatum 
»ochst an Napoleon die letzte Aufforderung, er solle Süddeutschland Preußens, 
frei geben, einen norddeutschen Bund errichten lassen und Wesel räumen. 
Während man in Berlin noch die Antwort ans das Ultimatum erwartete, 
hatte Napoleon seine Truppen schon nach Franken geworfen uud kou- 
zentrierte ste um Bamberg.-) Nun schloß Preußen mit dein Kurfürsten¬ 
tum Sachsen etil Bündnis, dein sich auch das kleine Weimar (wie schon 
1792) anschloß, und ließ seine Truppen nach Thüringen vorrücken. 
Wieder führte der gealterte Herzog von Braunschweig den Oberbefehl, 
der schon 1792 seine Unfähigkeit deutlich genug gezeigt hatte und sich 
auch jetzt für die Defensive entschied und demgemäß Napoleon erwartete 
— noch dazu in sehr ungünstiger Stellung3) — statt ihn anzugreifen. 
<00 drangen die Franzosen in Thüringen ein und warfen die Vorhut 
der preußischen Streitmacht (6000 Mann gegen 30,000 Franzosen) bei Saalfeld. 
Worten: „Obgleich, wie Sie wissen, ein Tag dem andern folgt, so sind sie doch darin 
nicht alle gleich, was ste bringen; vorher wollte ich Krieg mit euch — jetzt biete ick 
Hannover." ' y j % ; 
^ Stettiner Kaufleute in Berlin anfragten, ob sie für ihre Schiffe von 
^gland etwas zu furchten hätten, antwortete Haugwitz, es sei durchaus nichts für 
die Schiffe zu besorgen, worauf diese ausliefen - und sämtlich von den Engländern 
weggefangen wurden. Das Londoner Kabinet schickte mit der Kriegserklärung (weqen 
Besetzung Hannovers durch Preußen, nach Berlin zugleich die Beweise für Napoleons 
Anerbieten, Hannover wieder an England geben zu wollen. 
. v 5iet " "Bamberger Edikt", das allen Franzosen im preußischen 
Heer bei Todesstrafe gebot, diesen Dienst zu quittieren. Unter diesen befand sich auch 
felc^er' ber Sohn einer Emigrantenfamilie aus der Cham- 
""5 Sr n war. dort unter die kgl. Pagen und später als 
Lieutenant m die Armee aufgenommen wurde, auf das Bamberger Edikt hin seine 
WUWpfpr ? /r mrf)t e?iett;®r wurde durch die Kapitulation von Hameln 
r • 1 JrtegSgejangen und entschied sich auch nach seiner Freilassung und nach- 
JliTr T m rftftnfretc^ zurückgezogen war, für Deutschland als sein 
iffÄÄ .Nachdem er 1815-18 als Botaniker die Erdumsegelung des 
zu Berlin,^vo er 1838 swrb?^^ ^ °r eine Anstellung am botanischen Garten 
3) Napoleon äußerte mit Bezug auf Mack, der ihn 1805 bei Ulm erwartet hatte- 
" Prussiens sont encore plus stupides que les Autriohiens."
	        
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