400 Napoleons Krieg mit Preußen und Rußland 1806 und 1807.
Saalfeld zurück, wo ein Mitglied des preußischen Königshauses, der
reichbegabte Prinz Ludwig Ferdinand, den Heldentod für eine verlorene
Sache starbt) Darauf wurden die zwei Teile, in welchen das Haupte
Heer - 4 Stunden auseinander und ohne jede Fühlung — aufgestellt
Jena und war, (unter Hohenlohe) von Napoleon bei Jena und (unter dem Herzog
Auerstadt, Von Braunschweig) von Davout bei Auerstädt vollständig besiegt.2) Als
die Schlacht schon entschieden war, wurde der Herzog noch von einer
Kugel tödlich verwundet.^ Da seinen Operationsplan niemand, auch
der König nicht kannte, artete nun der ohnedies ungeordnete Rückzug in
die regelloseste Flucht aus, auf der sich ganze Heeresabteilungen dem
nachsetzenden Feinde ergaben. Nachdem so die Unfähigkeit der preußischen
Heerführung offenkundig geworden, lösten der Kurfürst von Sachsen,
dessen halbe Armee gefangen worden war, und der Herzog Karl August
von Weimar ihr Bündnis mit Preußen und fanden dadurch bei Napoleon
Gnade. Dieser ließ nun das Siegesdeukmal auf dem Schlachtfeld von
Napoleon in Roßbach zerstören, nahm in Potsdam den Degen Friedrichs d. Gr. -von
Berlin, dessen Sarg und hielt (13 Tage nach der Schlacht von Jena) seinen
Einzug in Berlin durch das Brandenburger Thor, vou dem er die
Siegesgöttin herabuehmeu und nebst Friedrichs Degen als Trophäen
nach Paris bringen ließ.4) Von Berlin aus suchte nun Napoleon das
Kontinental- verhaßte England empfindlich zu treffen, indem er durch die „Kontinental-
[perre. sperre" allen ihm anhängenden Reichen jeden Verkehr mit diesem Handels-
ftacite untersagte. Zugleich begann er die staatlichen Verhältnisse Nord-
*) Friedrich Wilhelm I.
Friedrich II. d, Gr. August Wilhelm. Heinrich. Ferdinand.
Friedr. Wilh. II. Ludwig, gewöhn!. Ludwig
| Ferdinand genannt, f 1806
Friedr. Wilh. III. bei Saalfeld.
Prinz Ludwig Ferdinand, gleich gewandt in geistreicher Unterhaltung, im Kom¬
ponieren von Melodien, wie im Reiten, Rossebändigen, Jagen und im Gebrauch der
Flinte, hatte das Unglück Preußens kommen sehen und dem König, der ihm einst
.ungemessene Kriegslust" vorgeworfen, gesagt: „Aus Liebe zum Frieden nimmt Preußen
gegen alle Mächte eine feindliche Stellung ein und wird einmal in derselben von einer
Macht schonungslos überstürzt werden, wenn dieser der Krieg gerade recht ist. Dann
fallen wir ohne Hilfe, vielleicht auch gar noch ohne Ehre," Nun war er ohne Nutzen
für sein Vaterland, doch mit Ehren gefallen, getreu seiner letzten brieflichen Erklärung:
„Ein Wort gaben wir uns alle, ein feierliches, männliches Wort — und gewiß soll es
gehalten werden — bestimmt das Leben dranzusetzen und diesen Kampf wenn
er unglücklich wäre, nicht zu überleben."
2) Die Niederlage war eine natürliche Folge der Kopflosigkeit des Oberfeldherrn.
Noch kurz vor der Schlacht beschworen die preußischen Offiziere den General Kalkreut
in Weimar, er möge das Kommando übernehmen: der Herzog wisse weder, was er
thue, noch was er wolle, weder wo er sei, noch wo er hingehen werde.
3) Er war ins linke Auge getroffen, wodurch zugleich das rechte aus seiner Höhle
getrieben wurde, und eilte nach Braunschweig, von wo er Napoleon bat, in seiner
Hauptstadt sterben zu dürfen. Als ihm das verweigert wurde, flüchtete er, des Augen-
Uchtes beraubt, unter schrecklichen Qualen auf dänisches Gebiet, wo er (in Ottensen
bei Altona) starb. Sein Sohn Friedrich Wilhelm suchte seinen Vater 1809 an den
Franzosen zu rächen und fiel 1815 in der Schlacht bei Quatrebras.
4) Es gehörte zum System Napoleons, besiegte Länder ihrer Kunstschätze, ihrer
literarischen Kostbarkeiten und historischen Denkmäler zu berauben, wodurch er Paris
ebenso zum Mittelpunkte der Welt zu machen strebte, wie es das alte Rom gewesen.