Chlodwig um 500. 31
herrschte noch nördlich der Loire und um die Seine Syagrius. An
ihn schickte Chlodwig die Aufforderung, Tag und Ort zu bezeichnen,
wo sie um die Herrschaft kämpfen wollten. In der Schlacht bei
Soisfons 486 geschlagen, floh Syagrius über die Loire in den Schutz Soissons 486.
des Westgotenkönigs Älarich II., der ihn auf Chlodwigs Verlangen in
schwacher Nachgiebigkeit auslieferte, worauf Syagrius getötet wurde.
Zehn Jahre darnach wandte sich Chlodwig gegen ein deutsches Tolbiakum4W.
Volk, die Alemannen. Diese hatten noch vor der Völkerwanderung das
römische Zehentland in Besitz genommen und dazu bald auch Helvetien
und die Provinz Obergermanien an sich gerissen, so daß sie ein . Gebiet
vom Lech und Vorarlberg bis zu den Vogesen gewonnen hatten. Überall,
wohin sie kamen, rotteten sie römisches und gallisches Wesen mit der
Wurzel aus. Nun drängten sie vom Oberrhein über Nahe und Lahn
nach dem Niederrhein vor und stießen so auf die Uferfranken. Deren
König Siegbert rief Chlodwig zu Hilfe, und dieser besiegte die Alemannen
in einer heißen Schlacht bei Tolbiacum (Zülpich?). Der größte Teil
der Alemannen mußte nun Chlodwig huldigen, die südlichen Gaue in
den Hochalpen kamen erst nach dem Tode Theodorichs d. Gr., der sie
zunächst in seinen Schutz nahm, unter die Herrschaft der Franken.
Als sich in der Alemannenschlacht der Sieg schon auf die Seite Christianisie-
der Feinde zu neigen schien, versprach Chlodwig, der noch Heide war, r~Lna8n^c
sich taufen zu lassen, wenn der Christengott ihm den Sieg schenke. L
Dieses Gelübde erfüllte er, indem er sich noch in demselben Jahre mit
3000 Franken zu Reims vom Bischof Remigius ') taufen ließ. Der
christliche Glaube übte freilich keinen mildernden Einfluß auf den gewalt-
thätigen Sinn Chlodwigs; schon seine Unterweisung über den Opfertod
Christi unterbrach er mit der unmutigen Bemerkung, wäre er mit seinen
Franken damals zugegen gewesen, so hätte solches nicht geschehen können.
Sehr wichtig war übrigens, daß Chlodwig nicht wie alle bisher zum
Christentum übergetretenen Germanen dem Arianismus, sondern dem
römischen Bekenntnis (des Athanasius) sich zuwandte: er entschied, da
sein Reich doch bald das mächtigste im ganzen Abendland wurde, hier¬
durch den endgültigen Sieg des römisch-katholischen Bekenntnisses und
den Untergang des Arianismus. Bezeichnend für Chlodwigs Charakter
ist jedoch, daß er selbst diesen seinen Glaubenswechsel für seine Herrsch-
sucht ausbeutete.
Südlich der Loire grenzte an sein Reich das der arianischen West- Vouill« 507.
goten, die bei ihren katholischen Unterthanen aus römischer Zeit nicht
beliebt waren; Chlodwig erklärte nun seinen Franken, es sei unrecht,
daß so viele Rechtgläubige unter der Herrschaft von Ketzern stünden,
und griff die Westgoten an. Deren König Alarich IL verlor (bei Vonllon
oder Vouille) in der Ebene von Poitiers Schlacht und Leben, sein Volk,
alles Land bis zu den Pyrenäen 507. Von nun an betrachtete Chlodwig
Paris als den Mittelpunkt seines Reiches, die Gegend um diese Stadt wurde
durch-Ansiedelung von Franken in römischem Sprachgebiet die „Franken-
insel" (ile de France). Durch alle diese Erfolge erschien Chlodwig so mächtig,
') „Beuge beit Nacken, Sigamber! Verbrenne, was du angebetet! Bete an,
was du verbrannt hast!"