Full text: [Teil 1 = Für die unteren Kurse, [Schülerband]] (Teil 1 = Für die unteren Kurse, [Schülerband])

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124. Ter Streit um die Wiese. 
Von zwei alten Schweizern wird erzählt, daß sie einen Streit 
um eine Wiese hatten. Jeder glaubte, ein gutes Recht an dieselbe 
zu haben. Da kam eines Tages der eine zum andern und sagte 
ihm: „Ich habe die Richter zusammenkommen lassen. Wir waren 
beide nicht gelehrt genug, unsere Sache zum Austrag zu bringen. 
Komm morgen mit vor Gericht!" Der andere antwortete: „Ich 
kann morgen nicht, ich habe mein Heu gemähet; es muß einge¬ 
bracht werden." Nach einigem Besinnen fügte derselbe hinzu: 
„Geh du doch allein, sage den Richtern deine und meine Gründe 
und laß sie dann entscheiden." Der andere nahm es an, ging, 
führte beide Sachen in schlichter Wahrheit, kam am Abend wieder, 
trat bei seinem Widersacher ein und verkündete ihm: „Die Richter 
haben für dich entschieden. Gott lob, daß unser Hader Hit 
Ende hat." Fr. Ahlfeld. 
125. Zum siebenten Gebot. 
Im siebenjährigen Kriege') pochte ein Rittmeister an 
das Fenster eines armen Hänschens und rief den Wirt. Ein 
Greis mit schneeweissem Haare trat heraus. Der Rittmeister 
verlangte, der Alte solle ihn auf sein Feld führen, wo er 
mit seiner Schwadron fouragieren könnte. Der Greis gehorchte,, 
führte aber die Reiter weit hinaus. Als sie eine Strecke 
gegangen waren, kamen sie an ein schönes Gerstenfeld. 
„Hier ist, was wir suchen,“ sprach der Rittmeister. „Noch 
einen Augenblick Geduld!“ entgegnete der Greis. Endlich 
zeigte er ihnen einen Acker. Sie mähten, banden ein und 
machten sich auf den Rückweg. Jetzt sprach der Rittmeister:: 
„Guter Vater, Ihr habt uns unnötiger Weise weiter marschieren 
lassen; das erste Feld war besser als dieses! „Das kann wohl 
sein,“ versetzte der Greis, „aber es gehörte nicht mir.“ — 
Das Heisst seines Nächten Gut und Nahrung helfen bessern 
und behüten. Fr. Ahlfeld. 
126. Mndcsdank. 
Ein Fürst traf ans einem Spazierritt einen fleißigen und 
frohen Landmann bei dem Ackergeschäft an und ließ sich mit ihm 
in ein Gespräch ein. Rach einigen Fragen erfuhr er, daß der 
Acker nicht sein Eigentum sei, sondern daß er als Taglöhner täg¬ 
lich um fünfzehn Kreuzer arbeite. Der Fürst, welcher für sein 
schweres Regiernngsgeschäft freilich mehr Geld brauchte und zu 
') Von 1756—1763.
	        
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