Full text: Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit

Kaiserkrönung und Untergang des Herzogs Ernst. 83 
gekrönt wurde. So war ein neues aus Franken stammendes Haus auf 
den deutschen Thron erhoben worden, dessen Stammesgüter im Wormser 
und Speirer 2) Gau und im Hartgebirge2) lagen. Konrad II. ergriff 
die Zügel der Regierung mit so viel Kraft und Einsicht, daß ihn seine 
Zeitgenossen mit Karl d. Gr. verglichen. „An Konrads Dattel hängen 
Karls Bügel", sagten sie, als sich der neue König den einzelnen Stämmen 
auf seinem „Königsritt"3) zeigte. 
Kaiserkrömmg und Untergang des Herzogs Ernst. 
Nachdem Konrad Deutschland durchzogen, besuchte er Italien, wo 
die Bürger von Pavia auf die Kunde von Heinrichs II. Tode die dortige 
Königspfalz niedergerissen hatten. Sie mußten sich wieder unterwerfen 
und den zerstörten Palast von neuem aufbauen. Konrad erlangte zu Kaiserkrönung 
Mailand die lombardische, zu Rom 1027 die kaiserliche Krone, aber die 1027- 
Abneigung der Italiener gegen die deutsche Herrschaft zeigte sich in 
blutigen Aufständen, welche die Bewohner von Ravenna und Rom da- 
mals gegen das Heer Konrads wagten. Die Kaiserkrönung im Jahre 
1027 war verherrlicht durch die Anwesenheit zweier befreundeter Könige, 
des Dünenkönigs Knud d. Gr., der neben seinem heimischen Reiche noch Knud d. Gr. 
England und Norwegeu beherrschte, und Rudolfs von Burgund. Dem »Ott Dänemark, 
ersteren, der das Christentum in Dänemark erst auf die Dauer gesichert 
hat, überließ Konrad die Mark Schleswig, die Heinrich I. vor etwa 
100 Jahren zwischen Eider und Schlei gegründet hatte, und erwarb 
dadurch die dauernde Freundschaft des mächtigen nordischen Königs. 
Von Rudolf, dem letzten Beherrscher eines selbständigen Königreichs Rudolf von 
Burgund, erhielt er, da dieser kinderlos, Konrad aber mit ihm verwandt Burgund, 
war, die Anwartschaft auf dieses Königreich. Es hatten sich nämlich 
die Rhonegegenden in der Zeit Karls des Dicken von den karolingischen 
Teilreichen (888) wieder getrennt und sich (933) zu einem Königreich 
Burgund oder Arelat (nach der Stadt Arles) zusammengeschlossen, das 
von der Baseler Gegend bis zur Küste von Marseille reichte. Als das 
Aussterben des dortigen Königshauses schon zu Zeiten Kaiser Heinrichs II. 
zu erwarten stand, ließ sich dieser als der nächste Verwandtes des 
*) Die rheinischen Städte im allgemeinen, vor allem Worms, waren diesem 
Kaiserhaus am ergebensten, was sich besonders unter Heinrich IV. zeigt. Auf seinem 
Stammgut, der verfallenen Lintburg, Limburg a. d. Hart (bei Dürkheim) baute 
Konrad II. ein Kloster, dessen herrliche Ruinen noch stehen, in Speier gründete er 
den Dom, den sein Sohn und Enkel ausbauten, und in welchem alle Kaiser dieses 
Hauses und später noch andere beigesetzt wurden, so daß man Speier auch die Toten¬ 
stadt der deutschen Kaiser genannt hat. 
2) Hart, altdeutsches Wort = Hochwald, Waldgebirge; vom Genitiv „Hartes" 
stammt Harz. 
3) So nannte man die Reise, auf welcher der neugewählte König die einzelnen 
Gegenden des Reiches besuchte. 
') Konrad von Burgund. 
Rudolf f 1032. Gisela. Gerberga. Hermann II., Hzg. v. Schwaben. 
Kaiser Heinrich II. Ernst v. Schwaben (2. Ehe). Gisela (3. Ehe). Konrad II. 
t «>2t. 
t 1030. 
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