— 198 —
Gustav I. Wasa von Schweden hatte unbegreiflicherweise sein Reich
unter seine Söhne geteilt. Sein ältester Sohn Erich XIV. (1560—69)
wurde König, unter dessen Oberhoheit sollten Johann Finnland, Magnus
Ostgotland und Karl Södermannland regieren. Die Brüder jedoch be¬
anspruchten Selbständigkeit, während Erich sie als Untertanen ansah;
so herrschte von vornherein Unstimmigkeit unter ihnen. Als nun Johann,
der Erich wegen der Erwerbung Estlands, das er selbst gern gehabt hätte,
grollte, mit Polen anknüpfte und die Schwester des Polenkönigs heiratete,
da sah Erich darin die Anzeichen des Verrats und setzte den Bruder und
dessen Gemahlin gefangen. Indessen brach der 7 jährige Krieg mit Däne¬
mark — auch wegen der Erwerbung Estlands neben anderen Gründen —
aus, in dem Lübeck Dänemark unterstützte. Polen schloß sich ebenfalls
Dänemark an, während Rußland mit Schweden ein Bündnis schloß.
Und während England Schweden unterstützte, nahm Philipp II. von
Spanien für Dänemark und Polen Partei. Der Krieg endete im Jahre
1570 mit der gegenseitigen Anerkennung des gegenwärtigen Besitzes.
Doch nicht Erich war es, der den Frieden schloß, sondern Johann. Dieser,
von Erich nach 4 jähriger Haft aus dem Gefängnis entlassen, stiftete
zusammen mit seinem Bruder Karl — Magnus war im Wahnsinn ge¬
storben, nachdem er vergeblich mit russischer Hilfe den Polen Livland zu
entreißen gesucht hatte — eine Adelsverschwörung gegen Erich an. Diese
konnte es wagen, Erich gefangen zu setzen und einen Beschluß des Reichs¬
tages herbeizuführen, der Erich entthronte und Johann die Krone zusprach.
Die Verschwörung gelang deshalb, weil Erich immer mehr Zeichen von
Geistesstörung gab, ferner weil er besonders gegen den Adel ein tyranni¬
sches Regiment führte und zudem eine unsinnige Verschwendung trieb.
Erich starb 1577 im Gefängnis, wahrscheinlich durch Gift. In Schweden
bedeutete die Regierung Johanns (1569—1592) einen völligen
Systemwechsel. Johann, der eine polnische Prinzessin zur Gemahlin
hatte, ließ sich durch diese immer mehr dem Katholizismus in die Arme
führen, er ließ die Jesuiten ins Land eindringen und verfiel immer mehr
ihrem Einfluß. Durch seine von den Jesuiten veranlaßten Maßnahmen
(Abschaffung des Lutherischen Katechismus, Einführung des sog. Roten
Buches, einer Agenda, die viele Tridentiner Lehren enthielt usw.) erregte
er viel Unzufriedenheit im Lande, und schon begann sich Widerstand zu
regen. Dieser Umstand und der Tod seiner katholischen Gemahlin hielten
ihn wohl ab, selbst zum Papismus überzutreten, doch seinen Sohn Sigis¬
mund ließ er ganz katholisch erziehen.
In Polen war mit Sigismund August der Stamm der
Jagellonen ausgestorben; der Adel wählte zum König Herzog Heinrich
von Anjou, den Bruder Karls IX. von Frankreich; doch noch ehe
er den Thron besteigen sonnte, starb Karl IX., Heinrich ging nun nach
Frankreich, wo er als Heinrich III. die französische Königskrone empfing.
Nun wählte der polnische Adel den Woiwoden von Siebenbürgen,
Stephan Bathory zum König (1575—86). Er mußte sich mit
Anna, der Tochter des letzten Jagellonen vermählen und die sog. pacta
conventa anerkennen. Das war eine Wahlkapitulation, die vor der Wahl