Full text: Kurzer Lehrgang der Alten Geschichte

§ 100. Die vier Kaiser des Julisch-Klaudischeu Hauses 14—68. 149 
3. Gtaudius (41—54), ein Bruder des Germanicus, war ein 
schwacher und unselbständiger Fürst; er stand zumeist unter der Herrschaft 
seiner schurkischen Freigelassenen und seiner verworfenen Frauen, erst der 
Messalina und später der Agrippina, einer Tochter des Germanicus, bis 
er von letzterer vergiftet wurde. 
^ Unter Claudius wurde Mauretanien zum Römischen Reiche gezogen, 
desgleichen die südliche Hälfte von Britannien. 
4. Aero (54—68) war der Sohn der Agrippina (aus deren früherer 
Ehe mit Domitius). In den ersten Jahren, als noch Seneca, sein 
vormaliger Lehrer, und Burrus, der Präfekt der Prätoriauer, einen 
günstigen Einfluß auf den Gang der Staatsgeschäfte übten, führte der 
junge Kaiser eine gute Regierung. Bald aber tierstet er in elende 
Genußsucht und blutige Tyrannei: er ermordete seine nächsten Ange- 
hörigen und Freunde, ließ Rom anzünden uud deshalb die Christen 
tierfolgen und suchte das Reich mit Erpressungen heim. 
a) Der Brand Roms uud die Christenverfolgung. Im Jahre 64 
steckte Nero Rom in Brand, um sich an dem großartigen Schauspiel einer unter- 
gehenden Stadt zu ergötzen und sich eine glänzendere Residenz erbauen zu können. 
Ruchloserweise stellte er aber die Christen als Schuldige hin und ließ sie unter 
empörenden Martern sterben. Hierüber berichtet etwa vierzig Jahre später 
Tacitus von seinem römisch-heidnischen Standpunkt aus also: „Um das 
schlimme Gerücht aus der Welt zu schaffen, schob Nero Schuldige unter und ließ 
jene verabscheuten Menschen, welche das Volk Christianer hieß, mit den aus- 
gesuchtesten Strafen belegen. Ihren Namen haben sie von Christus, der unter 
der Regierung des Tiberius durch den Prokurator Pontius Pilatus mit Hin- 
richtung bestraft worden ist. Der für den Augenblick unterdrückte, vexdammens- 
werte Aberglaube brach nicht bloß in seiner Heimat Judäa wieder hervor sondern 
auch in der Hauptstadt, wo alles Schandbare zusammenströmt und seinen Anhang 
findet. So wurden dieselben nicht eben wegen der Brandlegung, sondern als 
Gegenstände des Hasses allgemein für schuldig erkannt. Mau trieb noch seinen 
Hohn mit den Verurteilten, indem man sie entweder mit Tierhäuten bedecken 
und von Hunden zerreißen ließ oder indem man sie ans Kreuz nagelte oder 
zum Anzünden hergerichtet verbrennen ließ, so daß sie bei anbrechender Nnd;t 
wie zur Beleuchtung dienten. Nero gab seinen eigenen Park zu dieser Schau¬ 
stellung her. So kam es, daß die Strafbaren auch wieder Teilnahme erregten, 
als ob sie nicht zum gemeinen Besten, sondern für das mörderische Gelüste eines 
einzigen sterben müßten." 
d) Neros To d 68. Der Befriedigung einer gänzlich verirrten Eitelkeit 
frönend, trat Nero öffentlich als Sänger und Wettkämpfer auf. Gleichzeitig 
raubte er das Reich aus, um die Mittel für seine wahnwitzige Verschwendung zu 
gewinnen (Erbauung eines Riesenpalastes, des „Goldenen Hauses" zu Rom). 
Zuletzt gab er sich, als er sein Leben bedroht sah, selber den Tod. Mit ihm 
erlosch das (durch Adoption fortbestandene) Haus des Augustus.
	        
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