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Die Zeit der Umwälzungen.
5. Die Industrie. Dem Dampf und der Steinkohle, dem Zollverein
und den Naturwissenschaften ist es zu danken, daß zur Zeit Friedrich
WilhelmsIV. die Industrie einen erfreulichen Aufschwung nahm, besonders
die Eisen- und die Textilindustrie (Webekunst). Die großen industriellen
Anlagen in der Rheinprovinz und Westfalen, in Sachsen und Schlesien
stammen zum weitaus größten Teil aus dieser Zeit.
Das Aufblühen der Großindustrie trug dazu bei, daß sich in den
großen Städten die Zusammensetzung der Bevölkerung nach und nach ver-
änderte. Das Kleinbürgertum der „guten alten Zeit" nahm ab, und es
wuchs ein aus vielen Tausenden bestehender Arbeiterstand empor.
6. Die Landwirtschaft. Auch auf dem Lande breitete sich das Gewerbe,
namentlich das Kleingewerbe, aus. So nahmim ganzen Staate der Prozent-
satz derer, die von der Landwirtschaft lebten, beständig ab.
Durch die Vermehrung der Volkszahl und den Wettbewerb (Kon-
kurrenz) des Auslandes sahen sich die Landwirte veranlaßt, höhere Er-
träge zu erstreben. Sie schickten ihre Söhne in landwirtschaftliche Schulen,
sie bemühten sich, nach den Lehren Liebigs den Boden besser auszunutzen,
und erkannten das Unvorteilhafte der noch vielfach üblichen uralten „Drei-
felderwirtfchaft".
9. Außerdeutsche Ereignisse zur Zeit Napoleons III.
1. Napoleons Vermählung. Der Emporkömmling heiratete nicht in ein
Fürstengeschlecht hinein wieNapoleonI.,sondernvermähltesichmitderspanischen
Donna Eugeuie vonMontijo. Die junge, schöne Kaiserin wurde die Herrscherin
der Mode und hatte auch auf die Politik ihres Gemahls.großen Einfluß.
2. Seine Negierung. Napoleon regierte, obgleich ihm Senat und Gesetz-
gebender Körper zur Seite standen, fast unumschränkt wie sein Oheim
und erstickte die unzufriedenen Stimmen durch eine wachsame Polizei. Doch
sorgte er auch mit großem Erfolge für das Steigen des Wohlstandes
Frankreichs. Dem Handel und der Industrie nützte er durch Anlegung
von Eisenbahnen und Kanälen und durch Veranstaltung großer Welt-
ausstelluugen in Paris. Die Lage der arbeitenden Klasse verbesserte
Napoleon, indem er ihr Beschäftigung verschaffte: die alten, krummen Gassen
in Paris wurden niedergelegt und durch schöne, breite Straßen ersetzt; die
sumpfigen Niederungen an der Rhonemündung ließ er urbar machen.—
Durch eine Reihe von Kriegen kam er der Ruhmsucht der französischen
Nation entgegen, was freilich zu seinem Ausspruche: „L'ernpire c'est
la paix" nicht stimmte.
1853. 3. Der Krimkrieg. Rußland wollte die Schutzherrschaft, die es
mehrere Jahrzehnte über die Walachei und Moldau ausgeübt hatte, über
alle griechisch-katholischen Christen in der ganzen Türkei ausdehnen.