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Die Zeit des Deutschen Reiches.
übrig. — Spanien selbst ist während des letzten Jahrhunderts oft der Schau-
platz von Empöruugeu gewesen (Karlisten — Republikaner). — Portugal hat
1910. 1910 seinen König vertrieben und ist seitdem Republik.
3. Der Russisch-Japanische Krieg, 1904—1905. Die Japaner, das
tüchtigste Volk der mongolischen Rasse, blieben bis in die zweite Hälfte des
neunzehnten Jahrhunderts unberührt von fremden Einflüssen. Alle Versuche
europäischer Völker, mit ihnen Handelsverbindungen anzuknüpfen, wiesen sie ab.
Da erschienen 1853 acht Kriegsschiffe der Vereinigten Staaten von Amerika;
der Befehlshaber überbrachte einen Brief seines Präsidenten, worin dieser um
einen Freundschafts- und Handelsvertrag bat. Die Japaner gaben nach, und
bald folgten ähnliche Verträge mit europäischen Mächten. Damit hörte auch
das Verbot für die Japaner, ihr Vaterland zu verlassen, auf. Nun begann
eine tiefgreifende und schnelle Umwandlung aller Staats- und Kulturverhältnisse.
Der Mikado (Kaiser) verlegte seine Residenz nach Tokio und gab eine Ver-
sassung nach europäischem Muster mit Ministerien und Volksvertretung.
Die Japaner befreundeten sich mit den handgreiflichen Vorzügen der abend-
ländischen Kultur, schickten ihre Söhne auf europäische Hochschulen, riefen
Europäer als Lehrmeister ins Land und bewiesen in der Nachahmung des
Fremden (Heerwesen, Flotte, Schulen) ein erstaunliches Geschick.
Als Rußland, das bis an den Stillen Ozean vorgedrungen war und
seine dortigen Häfen, Wladiwostok und Port Arthur, durch die Sibirische
Bahn mit Europa verbunden hatte, seine Hand auch nach Korea ausstreckte,
sah sich Japan in seinen Interessen bedroht. Es begann den Krieg mit einem
Überfall auf russische Kriegsschiffe vor Port Arthur. Während dann die Japaner
die russische Flotte in den Häfen festhielten, gelang es ihnen, ihre Landarmee
mit überraschender Schnelligkeit nach Korea hinüberznschaffen. Bald mußten
1904. die Russen die Halbinsel räumen. Dann wurde die südliche Mandschurei der
Kriegsschauplatz. Die Japaner entsandten eine ihrer Armeen zur Belagerung
Port Arthurs; mit der Hauptmasse ihrer Truppen rückten sie dem Feinde
entgegen, der bedeutende Verstärkungen erhalten hatte. In allen größeren
Schlachten wichen die Russen zurück, zuletzt bei Mukden, wo mehr als eine
halbe Million Menschen kämpften. Die Festung Port Arthur mußte sich
nach erbitterten Kämpfen. ergeben. In den Kämpfen zur See hatte Rußland
inzwischen den größten Teil seiner ostasiatischen Flotte eingebüßt. Jetzt schickte
es seine Ostseeflotte um Afrika herum auf den Kriegsschauplatz. In der
Korea st raße angekommen, wurde auch sie von den Japanern bei Tsnschima
1905. vernichtet. Dann kam der Friede zustande: Japan erhielt den südlichen Teil
von Sachalin, Port Arthur und die Oberherrschaft über Korea. Die
Mandschurei wurde an China zurückgegeben.
4. Die russische Revolution, 1905—1906. Die Niederlagen.und die
durch den Krieg hervorgerufene Geldnot vermehrten die Unzufriedenheit des
russischen Volkes mit den bestehenden Zuständen. Unzufrieden waren auch die
angegliederten Völkerschaften, besonders die Finnen, Polen und Armenier,
deren Volkstum durch die Maßregeln der Regierung unterdrückt wurde. Un¬
ruhen in Fabrik- und Universitätsstädten, Judenverfolgungen und Mordanschläge
gegen den Zaren und hohe Beamte legten Zeugnis davon ab, daß der riesige