Full text: Geschichte der Neuzeit (H. 3)

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Friedrich IT., der Große, vor dem Siebenjährigen Kriege. 43 
Regierungssorgen versäumte sie aber nicht ihre Mutterpflichten und führte 
mit ihrem Gemahl im Kreise ihrer Kinder ein schönes Familienleben. 
Nach ihrer Thronbesteigung erhob der Kurfürst von Bayern als 
Verwandter des Habsburgischen Hauses Anspruch auf die österreichische 
Monarchie. Zugleich erneuerte Friedrich IL den alten Anspruch seines Hauses 
auf Teile von Schlesien, erbot sich aber, falls dieser Anspruch befriedigt 
würde, die Pragmatische Sanktion gegen jedermann zu verteidigen. Da 
das Anerbieten zurückgewiesen wurde, rückte er 1740 in Schlesien ein. 1740. 
Bei Mollwitz kam es zum Kampfe. Die preußische Reiterei wurde ge- 
worfen, und Friedrich gab schon die Schlacht verloren. Feldmarschall 
von Schwerin bewog ihn, sich vom Schlachtfeld zu entfernen, und erfocht 
mit dem noch unerschütterten Fußvolk den Sieg. — Später drang Friedrich 
in Mähren ein und schlug die Österreicher noch einmal bei Chotusitz. 
Maria Theresia schloß jetzt Frieden und trat Schlesien an Preußen ab. 1742. 
Gleichzeitig mit dem ersten Schleichen Kriege war der Öster¬ 
reichische Erbfotgekrieg entbrannt. Bayern und Frankreich standen 
miteinander im Bunde. Ihre Heere drangen über die Grenze bis Prag 
und gegen Wien hin vor. Der bayrische Kurfürst ließ sich als Karl VII. 
zum Kaiser krönen. Maria Theresia, die nach Preßburg geflüchtet war, 
erschien auf dem dort versammelten Reichstag und fand Unterstützung bei 
den ungarischen Großen, die für ihre Königin ein allgemeines Aufgebot 
des ungarischen Volkes ins Werk setzten. 
Die Sage schildert den Eindruck, den die jugendschöne, Hilfe erbittende Frau bei 
den leicht erregbaren Ungarn hervorrief. Sie sei mit ihrem Söhnchen Joseph auf 
dem Arm im Reichstag erschienen, und die Ungarn hätten nach ihrer lateinischen An- 
spräche, die Säbel schwingend, ausgerufen: „Laßt uns sterben für unseren König 
Maria Theresia!". 
Von den Ungarn unterstützt, befreiten die Österreicher ihr Land vom 
Feinde und eroberten ganz Bayern. Da auch England und Sachsen 
auf Maria Theresias Seite traten, mußte Friedrich fürchten, daß nach der 
völligen Besiegung der Bayern und Franzosen die Verbündeten ihre Waffen 
gegen ihn kehren würden. Er schloß daher ein Bündnis mit Bayern und 
Frankreich und fiel mit einem Heere „kaiserlicher Hilfsvölker" in Böhmen 
ein. Damit begann der zweite Schlesische Krieg. Österreicher und 1744. 
Sachsen drängten den König jedoch aus Böhmen hinaus und besetzten 
einen Teil Schlesiens. Der glänzende Sieg bei Hohenfriedeberg schaffte 
Friedrich wieder Luft. Nachdem die Sachsen noch von Leopold von Dessau 
bei Kesselsdorf nicht weit von Dresden geschlagen worden waren, kam es 
zum Frieden, in dem Schlesien abermals Preußen zugesprochen wurde. 1745. 
Bald nach der Schlacht bei Kesselsdorf starb „der alte Dessauer". Drei 
preußischen Königen hatte er, der selbst regierender Fürst war, treu gedient und die 
preußischen Truppen mehrmals zum Siege geführt. 
Unter dem Jubel der Bevölkerung zog Friedrich in Berlin ein; zum 
erstenmal begrüßte man ihn als den „Großen".
	        
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