Full text: Geschichte der Neuzeit (H. 3)

Der Siebenjährige Krieg. 47 
10, Der Siebenjährige Krieg. 175k 
1. Ursache. Nach preußischem Muster war man auch in Österreich 17ß3 
auf die Hebung der Wehrkraft bedacht. Maria Theresia beobachtete per- 
sönlich die Fortschritte, die ihre Truppen nach preußischer Exerzierordnung 
machten, und unter ihr erreichte das österreichische Heerwesen eine Stufe 
der Ausbildung wie nie zuvor. Ihr Ziel war die Wiedergewinnung 
Schlesiens. Es gelang ihrem staatsklugen Kanzler Kaunitz, Bündnisse 
mit mehreren Mächten abzuschließen, zunächst mit Rußland, wo Peters 
des Großen Tochter Elisabeth regierte, und mit Sachsen; dann trat 
Frankreich der Vereinigung bei. Dagegen schloß England, das mit 
Frankreich wegen der Ansiedelungen in Amerika im Streite lag, einen Bund 
mit Preußen; außerdem traten Braunschweig und einige norddeutsche 
Kleinstaaten auf Friedrichs Seite. 
2. Lobositz und Pirna. Friedrich II., von den Plänen seiner Gegner 
genau unterrichtet, kam ihnen zuvor und fiel 1756 in Sachsen ein. Er 1756. 
umzingelte das sächsische Heer bei Pirna und nahm es, nachdem er die 
zum Entsatz heranrückenden Österreicher bei Lobositz geschlagen hatte, ge- 
sangen. Die sächsischen Soldaten zwang er zum Eintritt ins preußische 
Heer; doch gingen im Laufe des Krieges die allermeisten zum Feinde über. 
3. Prag, Kolin, Roßbach, Lcuthen. Im Winter auf 1757 traten 1757. 
Schweden und das deutsche Reich den Feinden Friedrichs bei, die 
schon die Teilung Preußens verabredeten. 
Österreich sollte Schlesien, Rußland Ostpreußen, Schweden ganz Vorpommern, 
Frankreich das südliche Belgien erhalten; Friedrich wollte man zum Markgrafen von 
Brandenburg herabdrücken. Wäre der Plan gelungen, so wäre nicht nur deutsches 
Laud an fremde Mächte verloren gegangen, sondern das deutsche Volk hätte auf lange 
Zeit keine Aussicht gehabt, sich aus seiner Ohnmacht zu erheben. Friedrich schlug 
also seine Schlachten nicht bloß für die Größe Preußens, sondern auch 
für das künftige neue Deutsche Reich. 
Festen Mutes sah Friedrich der Gefahr entgegen. Wider die vielen 
Feinde mußte er seine Streitkräfte teilen. Er selbst begab sich mit der 
Hauptmacht nach Böhmen, besiegte ein österreichisches Heer bei Prag 
(Heldentod Schwerins an der Spitze eines Bataillons) und schloß es in 
dieser Stadt ein. Aber vor einem zweiten, zum Entsätze heranziehenden 
Heere unter dem kriegserfahrenen, bedächtigen Daun mußte er bei Kolin nach 
furchtbarer Niederlage zurückweichen, dann die Belagerung Prags auf- 
geben und Böhmen räumen. Zu derselben Zeit breiteten sich die Schweden 
in Pommern aus, die Russen in Ostpreußen, die Franzosen in 
Hannover, Kroaten drangen sogar bis nach Berlin vor. Ein zweites 
französisches Heer unter dem Prinzen Soubise vereinigte sich in Thü- 
ringen mit der „eilenden Reichsexekutionsarmee", die, eine buntscheckige 
Schar, aus den kleinen Heeresabteilungen süddeutscher Kleinstaaten bestand.
	        
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