Full text: Geschichte der Neuzeit (H. 3)

50 
Die Zeit der unumschränkten Fürstengewalt. 
1761. 7. Die letzten Kricgsjahre. 1761 bezog Friedrich, um gegen die ver¬ 
einigten Russen und Österreicher das Feld zu behaupten, ein befestigtes 
Lager bei Bunzelwitz. Seine Lage gestaltete sich immer gefährlicher. Da 
starb die Kaiserin Elisabeth, und ihr Nachfolger Peter III., ein Be¬ 
wunderer des Heldenkönigs, schloß sofort Frieden und Bündnis mit ihm. 
Zwar wurde Peter bald daraus entthront und ermordet, und seine Gemahlin 
und Nachfolgerin Katharina II. rief das russische Heer zurück. Friedrich 
aber bewog den Befehlshaber, mit seinen Truppen in Schlachtordnung 
den Österreichern gegenüber stehenzubleiben. So konnte er noch den 
Sieg bei Burkersdorf gewinnen. Sein Bruder Heinrich schlug um 
dieselbe Zeit Österreicher und Reichstruppen bei Fr ei b erg. Da endlich 
war die Kampfeslust seiner Gegner erschöpft. Im Frieden, der auf dem 
1763. zerschossenen sächsischen Jagdschlosse zu Hubertusburg im Jahre 1763 
zustande kam, behielt Preußen Schlesien. 
Nachdem Friedrich der teuer erkauften Provinz einen kurzen Besuch 
abgestattet hatte, kehrte er in seine Hauptstadt zurück. 
„In dichten Scharen harrte die treue Bürgerfchaft ihres Königs, den sie seit 
sieben Jahren nicht wiedergesehen hatte, den ganzen Tag hindurch bis zum Abend, 
und mit hellem Fackelglanz und lautem Jubelruf begrüßte sie ihn, als er endlich kam; 
er aber entzog sich den Huldigungen, sobald er konnte, und fuhr durch dunkle Seiten- 
gassen nach dem Schlosse. Einige Tage später erschien er zum feierlichen Tedeum in 
der Charlottenburger Schloßkapelle, gögen alle Erwartung ganz allein, ohne den Hof. 
Als der Gesang begann, da stützte der harte Schlachtensieger das müde Haupt in die 
Hand und weinte bitterlich." (Kaemmel, Deutsche Geschichte II, S. 137.) 
11. Friedrich der Große nach dem Siebenjährigen Kriege. Joseph II. 
1. Heilung der Kriegsschulden. Die Bevölkerung Preußens war durch 
den Krieg von 5y2 auf 5 Millionen zurückgegangen. Der Zustand des 
Landes war ähnlich wie nach dem Westfälischen Frieden; so lag die Neu- 
mark, wo die Russen gehaust hatten, fast ganz verwüstet. Schnelle Hilfe 
tat not. Da überwies der König den Bauern die Vorräte, die er für den 
Feldzug des nächsten Jahres aufgespart hatte: Getreide, Pferde und bares 
Geld. Auch die Steuern wurden teilweife auf mehrere Jahre erlassen. Am 
meisten geschah für Schlesien, das durch den langen Krieg am schlimmsten 
verheert worden war. Dörfer wurden neu angelegt, zerstörte Städte wieder 
aufgebaut, die Abgaben gerecht verteilt. Die Ausbreitung des Kartoffelbaus 
wurde gefördert. In kurzer Zeit hoben sich Wohlstand und Zahl der Bevöl- 
kerung. In die durch den Krieg entvölkerten Gegenden zog der König Kolonisten 
aus West- und Süddeutschland. Das Oderbruch und die Sumpfniederungen 
an der Warthe ließ er entwässern und urbar machen und gewann so 
mitten im Frieden „eine neue Provinz". Bald nach dem Friedensschluß 
erließ der König das General-Landschulreglement. In diesem Gesetz 
wurde die allgemeine Schulpflicht aufs neue eingeschärft. Sie konnte 
aber noch nicht streng durchgeführt werden, da viele Gemeinden, Guts-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.