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der damaligen Einwohnerzahl, die nur etwas über 10 Millionen Seelen betrug. Jetzt 
aber hatte sich das Verhälntis völlig verschoben; Preußen war auf 18 Millionen 
Menschen angewachsen, das Heer aber war um keinen Mann vermehrt worden. 
Es wurden also ungefähr 80 000 Mann gar nicht zu den Waffen gerufen. Von 
einer allgemeinen Wehrpflicht konnte mithin kaum noch die Rede fein. — Zweitens 
war die Linie zu eng mit der Land wehr verbunden. Jede Brigade bestand 
nach der alten Heeresverfaffung aus einem Linien- und aus einem Land- 
wehrregimente. Brach ein Krieg aus, fo mußten erst die Mannschaften der Land- 
wehr eingezogen und etwas ausgebildet werden, ehe das Heer in das Feld rücken 
konnte. Das war aber ein großer Nachteil; denn unterdessen konnte ein schlagfertiger 
Feind längst die Grenzen des Landes überschritten haben.—Infolge der zu geringen 
Zahl der eigentlichen Linientruppen mußten bei einer Mobilmachung sofort auch die 
ältesten Jahrgänge der Landwehr einberufen werden, wenn es galt, 
eine möglichst starke Armee aufzustellen. Das hatte aber für das gesamte Volk 
große Nachteile; erstens wurde es in seiner Produktionskraft schwer geschädigt, 
und zweitens mußte es große Geldsummen aufbringen, weil die Familien der 
Landwehrmänner sofort vom Staate oder den einzelnen Gemeinden ernährt werden 
mußten. — Endlich ließ die Ausbildung derTruppen manches zu wünschen 
übrig. Nach dem Gesetz war die eigentliche Dienstzeit bei der Fahne auf 3 Jahre 
festgesetzt; man entließ aber gewöhnlich die Mannschaften nach Ablauf des zweiten 
Jahres, um Ersparnisse zu machen. Die Folge davon war, daß die Kriegstüchtig- 
keit der preußischen Armee nicht auf der Höhe der Zeit stand. 
König Wilhelm hatte sich von Jugend aus dem Soldatenstande gewidmet; 
er kannte deshalb die Mängel der Heeresversassung genau und war demnach be- 
strebt, sie zu beseitigen. In dem Kriegsminister von Roon fand er einen umsichtigen, 
klugen und energischen General, der seine Reformgedanken in die Wirklichkeit 
umzusetzen versuchte. 
Der König verlangte eine Vermehrung der Linientruppen auf 200 000 Mann, 
damit alle waffenfähigen Jünglinge der Wehrpflicht genügen könnten. — Die 
Zahl der Regimenter sollte verdoppelt werden. Jede Brigade sollte aus zwei 
Linienregimentern bestehen, damit im Falle einer Mobilmachung das Heer sofort 
nach dem Kriegsschauplatze abgehen konnte. — Um gleich zu Anfang den Krieg 
mit einer genügend starken Truppenmacht eröffnen zu können, sollte die Dienst- 
zeit in der Reserve auf 4 Jahre verlängert werden. Es brauchten also nach dem 
neuen Plane nur die jungen Leute bis zum 27. Lebensjahre sogleich ins Feld zu 
rücken. Der Verlängerung der Dienstzeit in der Reserve entsprach eine Verkürzung 
der Dienstzeit in der Landwehr. Damit war auch zugleich eine scharfe Scheidung 
der Landwehr einerseits und der Linie und Reserve anderseits gegeben. Die 
Mannschaften der Landwehr sollten erst im Notfälle zu den Waffen gerufen werden. 
— Endlich verlangte König Wilhelm eine genaue Jnnehaltung der dreijährigen 
Dienstzeit, damit eine gründliche, allseitige und einheitliche Ausbildung zu ermög- 
lichen sei. — Um die Heeresorganisation durchführen zu können, forderte der 
Kriegsminister eine Erhöhung der Ausgaben für die Armee um 28 Millionen 
Mark. — Auch sonst war der König bedacht, die Schlagfertigkest feiner Truppen zu
	        
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