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erhöhen- er führte das von Dreyse erfundene Zündnadelgewehr — den ersten 
Hinterlader — ein und berief den General von Moltke, einen der größten 
Feldherren aller Zeiten, als Chef an die Spitze des Großen Generalstabes bei¬ 
Armee. 
Die Heeresreform fand gleich zu Anfang im Volke und auch bei der Fort- 
fchrittspartei des Abgeordnetenhauses heftige Gegner; man hielt eine zweijährige 
Dienstzeit für völlig ausreichend und bewilligte deshalb nicht die nötigen Mittel 
für immer, sondern nur für die beiden Jahre 1860 und 1861. Damit führte nun der 
Kriegsminister von Roon die Neubildung der Regimenter durch. Im Jahre 1861 
lief die Wahlperiode des 
Abgeordnetenhauses ab. 
Die Neuwahlen verstärkten 
aberdie Gegner der Heeres- 
reform so, daß sie im Ab- 
geordnetenhaufe die Mehr- 
heit erlangten und nun mit 
aller Bestimmtheit die zwei- 
j ährige Dienstzeit forderten. 
Die Regierung trug jedoch 
der Forderung keine Rech- 
nung, worauf das Abge- 
ordnetenhaus jede weitere 
Bewilligung von Geld- 
Mitteln ablehnte und da- 
durch die ganze Reform in 
Frage stellte. Der König 
war jedoch von der Durch- 
sührnng des Werkes so über- 
zeugt, daß er an ein Nach- 
geben nicht dachte, obgleich 
ihm der Zwiespalt mit der 
Vertretung des Volkes 
tiefen Kummer bereitete. 
Er löste vielmehr den Landtag auf. Damit wuchs aber wieder die Feindschaft des 
Volkes, was sich bei den Wahlen im Mai 1862 zeigte; sie brachten eine weitere Ver- 
stärkung der Fortschrittspartei. Abermals wurden alle Geldforderungen für das 
Heer abgelehnt. Der König hätte gern den Willen des Volkes erfüllt, aber es war 
ihm unmöglich, in der Frage der Heeresreform nachzugeben, da nach seiner festen 
Überzeugung von ihr die Zukunft des Staates abhing. Schon war er bereit, die 
Regierung in die Hände seines Sohnes zu legen, als ihn der treue Roon auf einen 
Mann hinwies, der den eifenstarken Willen hätte, des Königs Werk gegen Volk und 
Abgeordnetenhaus durchzuführen. EswarOttovonBismarck-Schönhansen. 
Otto von Bismarck war ein Sohn der Altmark; er ist am 1. April 1815 zu 
Schönhausen geboren worden. Er war ein gesunder und wilder Knabe, besuchte das 
Abb. 48. Kriegsminister Albrecht von Roon.
	        
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