- 44 —
Triumph, waren sein Lohn. Der besiegte Feind wurde fast barbarisch be-
handelt und ein Friede meist so geschlossen, dass er den Keim zu einem neuen
Kriege enthielt, überhaupt aber nur dann, wenn man gesiegt hatte. Vor allem
brachte es die römische Kriegskunst in der Teilung und endlichen Vernichtung
ber Feindeskräfte weit. Ursachen zum Kriege waren stets vorhanden, besonders
lagen sie in dem Vermittler- oder Schiedsrichteramte, das bei streitenden Völkern
zu übernehmen die Römer nie eine Gelegenheit vorübergehen ließen.
§. 38. Litteratur und Kunst. Wenngleich die eigentliche Größe des
römischen Volks in feinem Berns zur Weltherrschaft liegt, wodurch es für alle
folgenden Zeiten eine allgemeine Kultur (im Gegensatz zur nationalen) begründete,
so hat es doch auch durch eigene Leistungen sich um die höhere menschliche Ml-
düng verdient gemacht, die teils glückliche Nachahmungen griechischer Originale,
teils ganz selbständigen Ursprungs waren. Mit dem Untergange der Republik
wurde der Sinn für geistige Thätigkeit immer allgemeiner; feine gesellige Bildung
(Urbanität) verbreitete sich, als die Kraft des Volkes zu sinken begann und der
Genuss höchstes Ziel des Strebens wurde, über alle Stände. Die Litteratur der
Römer begann sich erst im 3ten Jahrhundert durch griechischen Einflnss zu ent¬
falten. Livius Andromats (dramatischer Dichter, c. 240) und Ennius (Anna-
len, Thaten des Scipio, dramatische Werke) waren geborene Griechen. Die Tra-
gödie und Komödie wurde griechischen Mustern nachgebildet (Plautus und
Tereutius, im 2ten Jahrh.) und wurde, namentlich die erstere, nie recht Volks-
tümlich, da die große Masse des Volks an Tierkämpfen und Fechterspielen, die
zur Grausamkeit entarteten, mehr Gefallen fand. Erst in der Zeit des Auguftus
traten Dichter von höherem und zumteil selbständigem Wert ans: die Elegiker
(Catullus, Tibullus, Propertius); Vergilius (f 19 v. Chr.), der in seiner,
dem Homer nachgebilbeten Änsibe (Versuch, Rom unb bas Kaisertum an bie
griechische Heroenwelt anzuknüpfen) sich burch Schönheit ber Sprache auszeichnete,
unb in feinem Gebichte über ben Sanbbau ein vorzügliches unb echt nationales
Werk lieferte; Horatius (f 8 v. Chr.), ber zierliche Dichter ber Oben, in
benen er heitern unb gebilbeten Lebensgennss lehrt, ber Volleitber ber ben Römern
eigentümlichen (Lncilins), bie verkehrten Zustänbe bes Lebens in fchonenber Weise
tabelnben satirischen Gattung; Ov ibius (f 17 n. Chr.), ber schlüpfrige
unb anmutige Dichter ber Metamorphofen unb Liebesbriefe. — Die grie¬
chische Philosophie warb ben Römern nie ganz verstänblich, nur bie stoische
(Cicero) unb epicureische (Lucretius), bie beibe eine mehr praktische Tenbenz hatten,
fanben Eingang unter ihnen. — Die römische Geschichtsschreibung bestaub
ursprünglich in einer trockenen Auszeichnung bes Geschehenen (Annalen, Caw):
erst ein Grieche (Polybius, bas Muster ber heutigen Geschichtsschreibung) be-
hanbelte bie römische Geschichte lebenbiger. Später schrieben einzelne Männer, bie
in ber Geschichte Rom's bebeutenb eingegriffen hatten, ihre eigenen Memoiren,
z. B. Sulla, Atticus, Cäsar; bie bes letztern sinb uns erhalten. Sallustius
(30 v. Chr.) ahmte in feinem catilinarifchen unb jurgurthinifchen Krieg ben
Thucybibes nach; fein Geschichtswerk ist voll bitterer Klagen über ben Verfall ber
Zeit, obschon er selbst von ber Fäulnis ber Sitten ergriffen war. Livius
(59 v. Chr. bis 17 n. Chr.) schrieb eine umfaffeitbe Geschichte Rom's in 142
Büchern, von benen 35 sich erhalten haben, mit rhetorischem Schmuck, lebenbiger
Anschaulichkeit unb warmer Vaterlandsliebe. Der Verlust vieler römischen Ge-
fchichtswerke (z. B. bie Geschichte ber Bürgerkriege von Asinius Pollio) ist zu
beklagen. — Bei ber Bebeutung bes öffentlichen Staatslebens muffte bie Be-
rebfamfeit, bie bie Römer ebenfalls burch bie griechischen Rhetorschnlen sich