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war auch General von Moltke einverstanden; freilich bezeichnete er es als „un¬ 
sicher, von Wind und Wetter, zufälligen Umständen und Glück abhängig". Dennoch 
hielten Prinz Friedrich Karl und Blumenthal an der Ausführung des kühnen Ge- 
dankens fest; in aller Stille bereiteten sie alles zum Übergange vor. Als er aber 
in der Nacht vom 2. zum 3. April zur Ausführung kommen sollte, erhob sich plötzlich 
ein solcher Sturm, daß ein Übersetzen auf kleinen Fahrzeugen unmöglich war. 
Eine Flotte stand den Preußen aber nicht zur Verfügung. Die beiden Feldherren 
ließen nun den Plan fallen, da er kein Gelingen mehr versprach, weil er von 
Spionen der dänischen Heeresleitung verraten worden war. 
Sie legten jetzt das Hauptgewicht auf eine regelrechte Belagerung der 
Schanzen. Die schweren Belagerungsgeschütze verdoppelten ihre Tätigkeit, und 
durch Anlegen von Parallelen näherten sich die Preußen den Verteidigem. Am 
17. April war alles zum Sturme bereit; in der folgenden Nacht rückten die Sturm¬ 
kolonnen in die vierte Parallele ein. Gegen Morgen eröffneten die Belagerungs- 
geschütze.ein vernichtendes Feuer; mit dem Glockenschlag der 10. Stunde ver¬ 
stummte plötzlich das ohrenbetäubende Krachen und Heulen, und mit lautem 
Hurra stürzten die Sturmkolonnen aus den Gräben hervor. Nichts konnte die 
heldenmütigen Krieger aufhalten; im Nu waren Palisaden und andere Hindernisse 
hinweggeräumt. Schon nach 15 Minuten waren die sechs ersten Schanzen in den 
Händen der Preußen, bald wehten auch von den andern die Fahnen der Sieger. 
Gegen 2 Uhr war die Arbeit getan, die Düppelmühle und die Brückenköpfe waren 
ebenfalls erobert. Hier mußten die tapfern Kämpfer innehalten, weil die Dänen 
die nach Alfen führende Brücke schnell abgefahren hatten. Unermeßlicher Jubel 
hallte beim Bekanntwerden der Siegesbotschaft durch das deutsche Land: König 
Wilhelm aber eilte auf den Kriegsschauplatz, um seinem Heere für die herrliche Tat 
zu danken. — Nach einigen Tagen räumten die Dänen auch Fridericia; sie zogen 
sich auf ihre Inseln zurück. 
Nun mischte sich das Ausland in den Krieg. Die Engländer bewirkten 
einen Waffenstillstand, der vom 12. Mai bis 26. Juni währte, und beriefen die 
Großmächte nach London, um die Frage der beiden Herzogtümer zu regeln. Die 
Dänen aber lehnten jedes Zugeständnis ab; sie wiesen auf ihre Flotte und ihre 
Inseln hin und benahmen sich nicht wie Besiegte, sondern wie siegreiche Forderer. 
So'mußte das Schwert abermals entscheiden. Was die Dänen nicht für möglich 
gehalten hatten, das vollbrachten die Preußen unter der Führung des Prinzen 
Friedrich Karl und des Generals von Moltke. In den frühen Morgenstunden des 
29. Juni setzten sie über den Alsensund und eroberten nach einem erbitterten 
Kampfe die Insel Al s e n. Diese herrliche Waffentat brach den Trotz der Dänen; sie 
erkannten, daß die Flotte sie nicht zu schützen vermochte, und daß sie auf ihren Inseln 
nicht sicher waren. Zugleich ging auch ganz Jütland verloren; auf der äußersten Nord- 
spitze wehten österreichische und preußische Fahnen. Am 20. Juli begann der Waffen- 
stillstand. Im Frieden zu Wien (30. Oktober 1864) trat Dänemark alle seine Rechte 
auf Schleswig-Holstein und Lauenburg an den König von Preußen und 
Kaiser von Österreich ab. — Somit waren die beiden Herzogtümer dem Deutschtum 
gewonnen; zugleich hatte sich die Heeresreform König Wilhelms glänzend bewährt.
	        
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