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auf der Ritterakademie zu Kolberg für ihren Beruf vorgebildet; der Fürst sah es
gern, wenn der Adel seine Söhne dorthin schickte. Mit der Bildung eines
stehenden Heeres hatte sich Friedrich Wilhelm die Grundpfeiler eines neuen
Staates geschaffen.
b) Der Kursürst führt neue Steuern ein.
Zur Unterhaltung des Heeres hatte der junge Kurfürst viel Geld nötig, das
nur mittels neuer Beuern ausgebracht werden konnte. Bis jetzt war der Kurfürst
von Brandenburg in der Erhebung der Steuern an die Einwilligung der Stand e
gebunden; ihr Bestreben ging natürlich dahin, dem Fürsten möglichst wenig Geld
in die Hände zu geben, damit er niemals in die Lage kommen konnte, ohne ihre
Zustimmung Änderungen in der Regierung und Verwaltung des Staates vor-
zunehmen. Der Kurfürst war also in seinen Handlungen von dem guten Willen
der Stände abhängig; eine eigene, selbständige Regierung konnte er nicht führen.
Zudem waren die Steuern ungerecht verteilt; der Adel und die Geistlichkeit hatten
es verstanden, die Lasten auf die Bauern abzuwälzen. In den Städten waren
hauptsächlich die armen Bürger die Steuerzahler. Beide Mängel suchte Friedrich
Wilhelm dadurch zu beseitigen, daß er die Akzise einführte. Sie war eine Steuer,
die auf eine große Zahl notwendiger Verbrauchsgegenstände gelegt wurde. Der-
jenige, der die betreffenden Gegenstände herstellte, mußte vor ihrem Verkaufe
eine bestimmte Summe an die Staatskasse abliefern; dafür hatte er das Recht,
die Gegenstände teurer in den Handel zu bringen, so daß eigentlich die Käufer
die Steuern auf indirektem Wege zu entrichten hatten. Die Bürger waren mit
der Einführung der Akzise einverstanden; sie nannten sie eine Eingebung Gottes
und flehten den Kurfürsten an, sie im ganzen Lande zur Geltung zu bringen.
Anders jedoch dachten diejenigen Stände, die bis jetzt Steuerfreiheit genossen
hatten; besonders der Adel trat der neuen Steuererhebung entschieden entgegen.
Aber es half ihm nichts; er mußte ebenfalls die Steuer entrichten, wenn er die
Gegenstände gebrauchen wollte. Anfangs ließ Friedrich Wilhelm die Steuer durch
städtische Beamte einziehen; da er jedoch bald Unterschleife entdeckte, setzte er
eigene Beamte ein, die landesherrlichen S t e u e r k o m m i s s a r e, die die Abführung
der Akzise an die Staatskasse genau überwachten und bald auch Einfluß auf die
Stadtverwaltung gewannen. Auf dem flachen Lande wurde die Grundsteuer
erhoben. Neben der Akzise und der Grundsteuer bestand noch die Kopfsteuer,
sie wurde später in die Vermögens st euer umgewandelt. — So hob der Große
Kurfürst die ungerechte Bedrückung der ärmeren Schichten auf, befreite sich selbst
von der Bevormundung der Stände und gewann reichliche Mittel, das Heer
weiter auszubauen und allen Widerstand nach innen und außen niederzu-
schlagen.
c) Der Kurfürst macht sich zum selbständigen Herrn von
Preußen.
Mit dex^Bildung eines stehenden Heeres und mit der Einführung der Akzise
hatte de< Kurfürst für seine Selbständigkeit viel gewonnen. Aber immer
noch war er in Preußen nichts weiter als ein Lehnsträger der polnischen Königs-