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Reiter bis in die Nähe von A m st e r d a m. Die Holländer waren zum Frieden bereit
Aber Ludwigs Bedingungen waren so hart, daß die Niederländer alle Verhandlungen
abbrachen. Sie stellten den jungen Prinzen Wilhelm von Oranien an die
Spitze ihres Freistaates und beschlossen, bis zum letzten Blutstropfen zu kämpfen.
Mit dem Statthalter kam neues Leben in die Kriegsführung zu Wasser und zu
Lande. Die Holländer öffneten die Schleusen und durchstachen die Dämme, so
daß weite Flächen unter Wasser gesetzt wurden. Plötzlich waren die Franzosen
in ihrem Vordringen gehemmt. Zugleich griffen der Große Kurfürst, der Kaiser
und die Spanier in den Kampf ein, der nun in den Niederlanden, am Mittel-
und Oberrhein noch mehrere Jahre tobte. Endlich waren die Kämpfenden so er-
schöpft, daß sie sich nach Frieden sehnten; im Jahre 1678 kam er zu Nymwegen
zustande. Ludwig trennte in schlauen Unterhandlungen seine Feinde; die Holländer
bekamen gegen Versicherung der Neutralität alles Land zurück, Spanien dagegen
mußte abermals mehrere Städte an Frankreich abtreten. Von Deutschland bekam
Ludwig das feste Freiburg im Breisgau. Damit besaß er ein Ausfallstor gegen
Süddeutschland.
Ludwig hatte in dem zweiten Raubkriege die Ohnmacht des Deutschen Reiches
kennen gelernt. Deshalb trat er immer übermütiger gegen unser Vaterland auf.
Er setzte in verschiedenen Städten besondere Gerichtshöfe ein, die sogenannten
Reunionskammern, die untersuchen sollten, welche Länderstriche,
Städte oder Dörfer jemals zu den Gebieten gehört hatten, die im Westfälischen
oder Nymweger Frieden an Frankreich gekommen waren. Sie wurden einfach
von französischen Truppen besetzt. Die Kassen und die Archive wurden mit Beschlag
belegt und die Untertanen mußten dem französischen Könige den Eid der
Treue leisten. Den Höhepunkt erreichten die Räubereien, als Ludwig mitten
im Frieden am 30. September 1681 die freie Reichsstadt Straßburg wegnahm.
Auch die Festung Luxemburg wurde belagert, erobert und französisch gemacht.
Kaiser und Reich mußten den schamlosen Übergriffen untätig zusehen, da Ludwig
die Türken gegen die Habsburger aufgestachelt hatte.
Aber Ludwig war mit dem Errungenen immer noch nicht zufrieden. Im
Jahre 1688 begann er den dritten Raubkrieg, der an Grausamkeit alle andern
übertraf. Diesmal wollte der König die Rh ein Pf alz erobern, die er als das Erbe
seiner Schwägerin Elisabeth Charlotte einziehen wollte. Bald war das
unglückliche Land von französischen Truppen überschwemmt; aber sie konnten es
nicht halten, weil der Kaiser, der Kurfürst Friedrich HI. von Brandenburg und
der englische König den Übergriffen energisch entgegentraten. Da suchte Ludwig
einen andern Ausweg; er wollte seinen zahlreichen Gegnern eine Kriegs-
führnng am Rhein unmöglich machen. Deshalb erließ er an seine Generale
den furchtbaren Befehl, alle Ortschaften und Plätze am Rhein, die dem
Feinde zum Aufenthalte oder zu Winterquartieren dienen könnten, zu zerstören.
Nun begannen die grauenvollen Verwüstungen in der Pfalz. Der General
Melac eroberte Heidelberg und ließ das herrliche Schloß und die Neckar-
brücke teilweis in die Luft sprengen. Städte und Dörfer wurden nieder-
gebrannt, die blühenden Ortschaften an der Bergstraße wurden in Asche