Full text: Griechische und römische Geschichte (Teil 2)

22 7. Sparta, 
erhielten sie ein prachtvolles Leichenbegängnis. Den Königen zur Seite 
stand der Rat der Alten, der aus 28 unbescholtenen, mindestens 
60 jährigen Männern bestand. Er hatte die höchste Regierungsgewalt, 
benet alle Vorschläge, die an das Volk kommen sollten, zuerst und besaß 
die Gerichtsbarkeit über Leben und Tod. Die Vereinigung aller über 
30 Jahre alten Spartiaten war die Volksversammlung, die nament¬ 
lich über Krieg und Frieden zu entscheiden hatte. Auf die Könige, den 
Rat der Alten und die Volksversammlung verteilte sich also die Gewalt 
im Staate. Daneben gab es aber noch eine Behörde, welche die Auf- 
ficht über das ganze Staatswesen führen sollte; das waren die fünf 
alljährlich neu gewählten Ephören (Aufseher), Allmählich bekamen 
diese eine fast unumschränkte Macht; in ihre Hände kam die ganze 
Gerichtsbarkeit und die Finanzverwaltung, sie führten den Vorsitz in der 
Volksversammlung, sie ordneten die Mobilmachung in Kriegszeiten an, 
und zwei von ihnen begleiteten jeden König in den Krieg; sie konnten 
die Beamten absetzen und Fremde aus dem Lande weisen; äußerlich 
zeigte sich die Machtstellung der Ephoren darin, daß sie allein von allen 
Spartiaten vor dem Könige sich nicht erhoben. Sie bildeten schließlich 
die eigentliche Staatsgewalt. 
3. Die Jugenderziehung. Wollten die Spartiaten ihre herrschende 
Stellung sich bewahren, so mußten sie an kriegerischer Tüchtigkeit alle 
überragen. Darauf lief ihre ganze Erziehung hinaus. Schwächliche 
Kinder wurden gleich nach der Geburt zum Verhungern ausgesetzt, die 
gesunden blieben bis zum siebenten Jahre im Elternhause. Dann kamen 
die Knaben vom 7. bis zum 18. Lebensjahre in die öffentlichen Erziehungs¬ 
häuser und wurden in strenger Zucht zu abgehärteten und wohlgeschulten 
Kriegern herangebildet. Sie gingen leicht gekleidet und barfuß. Ihr 
Lager bestand aus Schilf; Decken gab's nicht. Die Kost war karg, doch 
durften sie sich Nahrungsmittel stehlen. Ertappte man sie indes dabei, 
so wurden sie, ihrer Ungeschicklichkeit wegen, gezüchtigt. Aus diese Weise 
sollten sie List und Verschlagenheit für die Zeit des Krieges lernen. 
Täglich wurden sie im Laufen und Springen, im Fechten und Ringen, 
im Speer- und Diskuswerfen, im Reiten und Schwimmen geübt. Hunger 
und Durst, Frost und Hitze durfte spartanische Knaben nicht anfechten. 
Nachdem die Jünglinge vom 18. bis zum 20. Jahre im Lande selbst 
zu militärischen Diensten verwandt waren, traten sie in das Heer ein. 
Sie vereinigten sich zu Zelt- und Tischgenossenschaften und nahmen 
gemeinsam ihre Mahlzeiten ein, von denen die „schwarte Suppe" das 
Hauptgericht bildete. — Sparta ist auch das einzige Land des Alter- 
tums, wo die Frau dieselbe einfache Erziehung erhielt wie der Mann. 
Durch körperliche Übungen, durch Wettlauf und Ringen, durch Schleudern 
von Diskus und Spießen wurden sie abgehärtet. Es gab öffentliche 
Wettkämpfe und Spiele, wo Jünglinge und Jungfrauen einander zu¬ 
sahen und die Jungfrauen die Fehler der Jünglinge durch Spott 
geißelten und das Lob des Geschickten in Liedern sangen. Die Stellung 
der Frau war daher bei den Spartanern auch freier und höher als im 
übrigen Griechenland, wo sie meist ein zurückgezogenes Leben führten 
und im Staate wenig geachtet wurden.
	        
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