Full text: [Teil 1 = Unterstufe, [Schülerband]] (Teil 1 = Unterstufe, [Schülerband])

Laib Brot für den Hunger, ein Krüglein Wasser für den 
Durst und ein Stühlchen für die Müdigkeit. 
3. Wie das Schwesterchen in den Glasberg kommt. 
Nun ging es immer zu, weit, weit bis an der Welt Ende. 
Da kam es zur Sonne; aber die war zu heiß und fürchter— 
lich und fraß die kleinen Kinder. Eilig lief es weg und hin 
zum Mond; aber der war gar zu kalt und auch grausig 
und bös; und als er das Kind merkte, sprach er: „Ich 
rieche, rieche Menschenfleisch.“ Da machte es sich geschwind 
fort und kam zu den Sternen; die waren ihm freundlich 
und gut, und jeder saß auf seinem besonderen Stühlchen. 
Der Morgenstern aber stand auf, gab ihm ein Hinkelbein— 
chen und sprach: „Wenn du das Beinchen nicht hast, kannst 
du den Glasberg nicht aufschließen; und in dem Glasberg, 
da sind deine Brüder.“ 
Das Mädchen nahm das Beinchen, wickelte es wohl in 
ein Tüchlein und ging wieder fort, so lange, bis es an den 
Glasberg kam. Das Tor war verschlossen, und es wollte 
das Beinchen hervorholen; aber wie es das Tüchlein auf— 
machte, so war es leer, und es hatte das Geschenk der 
guten Sterne verloren. Was sollte es nun anfangen? 
Seine Brüder wollte es erretten und hatte keinen Schlüssel 
zum Glasberg. Das gute Schwesterchen nahm ein Messer, 
schnitt sich ein kleines Fingerchen ab, steckte es in das Tor 
und schloß glücklich auf. Als es hineingegangen war, kam 
ihm ein Zwerglein entgegen, das sprach: „Mein Kind, was 
suchst du?“ —,„Ich suche meine Brüder, die sieben Raben,“ 
antwortete es. Der Zwerg sprach: „Die Herren Raben 
sind nicht zu Haus; aber willst du hier so lange warten, 
bis sie kommen, so tritt ein.“ Darauf trug das Zwerglein 
die Speise der Raben herein auf sieben Tellerchen und in 
sieben Becherchen, und von jedem Tellerchen aß das Schwester⸗ 
chen ein Bröckchen, und aus jedem Becherchen trank es ein 
32
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.