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(1736) so unglücklich, daß die meisten Eroberungen durch den Belgrader Frieden (1739)
wieder abgetreten wurden.
Noch vor dem zweiten Türkenkriege wurde derpolnischeErbfolge-
krieg (1733—1738) beendigt. Der nach Augusts II. Tode von den Polen
gewählte König StanislausLeszinsky war nämlich mit Einwilligung
des Kaisers von den Russen vertrieben und August III. von Sachsen als
König eingesetzt worden. Daher hatte Frankreich (dessen König Ludwig XV.
des Stanislaus Schwiegersohn war) in Verbindung mit Spanien dem Kaiser
den Krieg erklärt und dessen Länder in Italien besetzt. Im Frieden zu Wien
überließ Karl VI. das alte deutsche Herzogtum Lothringen an
Stanislaus, nach dessen Tode es an Frankreich fallen sollte (was 1766 ein¬
trat), und trat Neapel und Sizilien an einen spanischen (bourbonischen)
Prinzen ab, wofür er nur Parma und Piacenza erhielt. Der Herzog von
Lothringen, FranzStefan,des Kaisers Schwiegersohn, wurde mit Tos-
kana, wo das Haus der Mediceer erloschen war, entschädigt, August III. als
König von Polen anerkannt.
Für diese Opfer erhielt Karl VI., der ohne männliche Erben war, die
Anerkennung der pragmatischen Sanktion d. h. des Gesetzes, welches
seine Tochter Maria Theresia zur Erbin der österreichischen Staaten
erklärte.
§ 54.
Friedrichs des Großen erste Thaten.
1. Aus Friedrich Wilhelm I. folgte fein Sohn Friedrich II. Der Große
1740—1786, durch welchen Preußen zu einer Großmacht Europas
erhoben werden sollte.
Friedrich II. war geboren am 24. Januar 1712; seine Mutter (Sophie Dorothea)
war eine Tochter Georgs I., Kurfürsten von Hannover und Königs von England; —
eine Französin war die Erzieherin seiner ersten Kindheit; — vom 7. Jahre an wurde seine
Erziehung von Männern geleitet; nach des Vaters Vorschrift soll der Kronprinz zum
guten Soldaten, guten Wirt und guten Christen erzogen werden; — seine Vorliebe für
französische Bücher, für Dichtkunst und Flötenspiel entfremdet ihn mehr und mehr dem
Vater, der die „Poeterei und Querpfeiferei" haßt; — die vergeblichen Bemühungen der
Königin, den Kronprinzen mit einer Tochter ihres Bruders, Georgs II. von England, zu ver-
mahlen, steigern des Königs Zorn; — der Fluchtversuch bei Mannheim 1730 wird entdeckt,
Friedrich gefangen genommen; — einKriegsgericht in Köpenick soll den „davongelaufenen
Oberstlieutenant Fritz" zum Tode verurteilen; — er wird in Küstrin in strenger Haft ge-
halten, Friedrichs Vertrauter, der Lieutenantv.Katte, vor des Kronprinzen Gefängnis hin¬
gerichtet ; — der Feldprediger Müller weckt des Kronprinzen Reue; — Friedrich wird bei der
Kriegs- und Domänenkammer in Küstrin beschäftigt; —endlich erfolgt die Versöhnung des
Vaters und die Vermählung Friedrichs mit einerPrinzefsin vonBraunschweig-Bevern;—er
wirdObersteines Regiments in Ruppin(—heiteresLeben und wissenschaftlicheBeschäftigung