Full text: Das Mittelalter und die Neuzeit (Teil 2)

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Maximilian Josef (1777) die bayerische (jüngere) Linie des Hauses Wittels- 
bach ausstarb, suchteer dieses Land zu erwerben (bayerischer Erbfolge- 
streit), mußte es aber, da Friedrich der Große dagegen auftrat, an den 
rechtmäßigen Erben, Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz (das 
Haupt der älteren wittelsbachischen Linie), überlassen (im Frieden zu Teschen 
1779). Sein späterer Versuch, Bayern durch Tausch gegen die österreichischen 
Niederlande zu erhalten, wurde durch den von Friedrich dem Großen gestif- 
teten deutschen Fürstenbund (1785) vereitelt. In seinen Staaten machte 
Josef viele neue Einrichtungen, indem er bei den verschiedenen Völkern der- 
selben gleiche Gesetzgebung und Verwaltung einführen wollte, die Leibeigen- 
schast aufhob, die meisten Klöster einzog. Von seinen kirchlichen Neuerungen 
ließ er sich auch durch den persönlichen Besuch des Papstes Pius VI. in Wien 
nicht zurückbringen. 
§ 57. 
Frankreich, England und Nordamerika. 
1. Ludwig XV. 
In Frankreich war auf Ludwig XIV. dessen fünfjähriger Urenkel Lud- 
wig XV. (1715—1774) gefolgt, der anfangs unter der Vormundschaft des 
Regenten, des talentvollen, aber sittenlosen He rzo gs von Orleans, stand, 
dann dem Kardinal Fleury die Staatsverwaltung übertrug. Nach dessen Tode 
ließ sich der König von ganz verworfenen Weibern, besonders von der M ar q u i se 
vonPompadour, beherrschen und versank mehr und mehr in Erschlaffung. 
Das Sittenverderben, welches am Hofe herrschte, verbreitete sich immer 
weiter im Volke; die christliche Religion, deren Lehren von geistreichen Schrift- 
stellern, wie Voltaire, Rousseau, d'Alembert, Diderot !c., bekämpft oder 
verspottet wurden, geriet in tiefen Verfall; die Verschwendung des Hoses erzeugte 
eine ungeheure Schuldenlast. Diese wurde noch vergrößert durch Ludwigs 
Kriege. Seine Teilnahme am polnis chen und am österreichischen Erb- 
folgekriege, sowie am siebenjährigenKriege istbereits erwähnt. Ver- 
lustreicher als diese Kämpfe warder Seekrieg mit England. 
2. Englands Seeherrschaft. 
England stand unter den Königen aus dem Hause Hannover, seit der 
Kurfürst von Hannover, der nächste protestantische Verwandte der Königin Anna 
und Urenkel Jakobs I., als König Georg I. (1714—1727) den Thron bestiegen 
hatte. Unter Georg II. (1727—1760) nahm England, mit Maria Theresia 
verbündet, am österreichischen Erbfolgekriege, dann, als Bundesgenosse Friedrichs 
des Großen, am siebenjährigen Kriege teil, und führte gleichzeitig gegen Frank- 
reich einen siebenjährigen Seekrieg, ber (durch Grenzstreitigkeiten zwischen 
den Kolonieen der Engländer unb ber Franzosen in Norbamerika entstanben) sich 
allmählich in alle Weltteile ausbehnte. Die Franzosen unterlagen fast überall 
und verloren, bald nach Georgs III. (1760—1820) Regierungsantritt, im 
Frieden zu Paris (1763) Kanaba unb mehrere westinbische Inseln an bie
	        
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