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und dessen Sohn Mannus (d. h. den ersten Mann) als Stammväter und
Stifter ihres Volkes. Dem Mannus teilten sie drei Söhne zu, nach deren
Namen 1. die an der Nordsee wohnenden Stämme Jngävonen, 2. die in
Mitteldeutschland Hermionen, 3. die übrigen („zunächst an dem Rhein")
Istävonen hießen." DieseHauptstämme zerfielen in eine Menge ein-
zelner Völkerschaften. Die wichtigeren derselben waren:
A. Links vom Rheine (also, nach römischer Bezeichnung, in
Gallien):
1. die Treverer, Trierer;
2. die Nervi er in Belgien;
„TrevSrer und Nervier machten mit eifersüchtigem Ehrgeiz ihren germa-
nisch en Ursprung geltend, gleich als ob sie durch solchen Adel des Blutes vor der
Gleichstellung mit den thatenlosen Galliern bewahrt würden." (Tacitus.)
3. die Batäver auf der Insel zwischen Waal und Rhein.
B. Rechts vom Rheine:
1. die Chatten, d. i. Hessen,
„ausgezeichnet durch große Abhärtung, gedrungenen Gliederbau, drohenden
Blick, lebhaften Mut und klugen Sinn. Ihre Hauptstärke beruhte auf dem Fußvolk.
Die Jünglinge ließen Haar und Bart wachsen und legten diese Tracht, mit der sie sich
der Tapferkeit verpfändeten, erst ab, wenn sie einen Feind getötet hatten. Die aller-
tapfersten trugen überdies noch einen eisernen Ring — das Schmachzeichen der Knecht¬
schaft — wie eine Fessel, bis sie durch Erlegung eines Feindes sich lösten;"
2. die Cherusker an beiden Seiten der oberen und mittleren Weser;
3. die Friesen, in dem Küstenlande von der unteren Ems bis zu den
Rheinmündungen. Sie haben, wie die Chatten, bis heute ihre Wohn-
sitze behauptet;
4. die Sachsen in Holstein;
5. die Cimbern in Jütland.
C. Im Osten:
die Sueben, die den größten Teil Germaniens — zwischen Donau und Ostsee
— einnahmen und sich wieder in besondere Völkerschaften schieden.
„Sie waren der bei weitem kriegerischte Volksstamm von allen Germanen und be-
wohnten hundert Gaue, aus welchen sie alljährlich je 1000 Mann ausziehen ließen, um
Krieg zu führen, während die daheim bleibenden dieFelder bestellten. Im nächsten Jahre
standen dann diese unter den Waffen, und jene blieben zu Hause. — Für den höchsten
Ruhm hielten sie es, wenn von ihren Grenzen an möglichst weit das Ackerland unbebaut
daliege; dadurch werde angedeutet, daß die Nachbarvölkerschaften gegen ihre Macht nicht
standzuhalten vermöchten." — „Eine eigentümliche Sitte des Stammes war, das Haar
nach hinten zu streichen und in einen Knoten zusammenzubinden."
Von den einzelnen suebischenVölkerschasten sind hervorzuheben:
1. die Langobarden bei Lüneburg, am linken Elbufer;
2. die Angeln in Schleswig;