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und die Kinder standen umher, und Großvater saß dabei und
sah zu.
„Ach, Mutter, gib mir ein bißchen Pfannkuchen, ich bin so
hungrig," sagte das eine Kind.
„Ach, liebe Mutter," sagte das zweite.
„Ach, liebe, gute Mutter," sagte das dritte.
„Ach, liebe, gute, holde Mutter," sagte das vierte.
„Ach, liebe, gute, holde, schöne Mutter," sagte das fünfte.
„Ach, liebe, gute, holde, schöne, beste Mutter," sagte das
sechste.
„Ach, liebe, gute, holde, schöne, beste, süße Mutter," sagte
das siebente, und nun baten sie sämtlich um Pfannkuchen, eines
immer schöner als das andere, denn sie waren so hungrig und
so artig.
„Ja, Kinder, wartet nur, bis er sich umwendet," sagte sie —
bis ich ihn umgewendet habe, hätte sie sagen sollen — „dann
sollt ihr allesamt bekommen; sehet nur, wie dick und vergnügt er
daliegt."
Als der Pfannkuchen das hörte, wurde ihm angst, und er
wendete sich plötzlich von selbst um und wollte zur Pfanne hinaus;
aber er fiel auf die andere Seite wieder in sie hinein, und als
er auch auf der anderen Seite etwas gebraten war, so daß er nun
mehr Festigkeit im Leibe hatte, sprang er auf die Erde hinab und
rollte wie ein Rad vorwärts zur Tür hinaus und immer weiter
den Weg entlang.
Heida! die Frau mit der Pfanne in der einen und dem
Kochlöffel in der anderen Hand, was sie nur laufen konnte, hinter¬
her, und die Kinder wieder hinter ihr her, und Großvater hinkte
zuletzt hinterdrein.
„Hei, willst du wohl warten, hasch ihn, faß ihn, heida!"
schrieen sie alle durcheinander und wollten ihn im Sprunge greifen
und wieder fangen; aber der Pfannkuchen rollte und rollte, und es
dauerte nicht lange, so konnten sie ihn nicht mehr sehen, denn der
Pfannkuchen war flinker auf den Beinen als sie alle zusammen.
Als er eine Weile gerollt war, begegnete ihm ein Mann.
„Guten Tag, Pfannkuchen," sagte der Mann.
„Gott grüß' dich, Mann Johann," entgegnete der Pfann¬
kuchen.