befunden hatte, brauchten die Türken zu ihrem Anmarsche von Raab
dahin 14 Tage, brachten aber dabei in einein Gefechte unweit Petronell
der kaiserlichen Reiterei ansegnliche Verluste bei. Karl von Lothringen,
welcher mit dem österreichischen Fußvolke am linteu Donaufer heraufzog,
verstärkte noch rechtzeitig die Garnison von Wien, welche einschließlich
der dewaffneten Bürger und Studenten nunmehr sich auf 22.000 Mann belief.
In der Mitte des Juli zeigte fich die türkische Vorhut, bald auch (24. Zuti)
das Hauptheer vor Wien und warf in kurzer Zeit mit Minen und Ge-
schüt ganze Wallstrecken in Trümmer. Aber die tapferen Vertheidiger
unter ihrem trefflichen Befehlshaber, Gf. Rü diger Starhemberg,
trotzten durch sieben Wochen ungebeugt allen Stürmen und Gefahren-:
Diese zweite Vertheidigung Wiens bleibt, was Ausdauer und Heldenmuth
betrifft, gerade so wie die erste vom Jahre 1529, in der Geschichte
großer Städte für ewig der Bewunderung würdig.
Als die Gefahr für die Stadt schon auf das höchste gestiegen war,
stand auch ein Heer von 85.000 Streitern bei Hollabrunn zum Entsatze
versammelt; dasselbe bestand zu je einem Drittel aus Truppen des
Kaisers, des deutschen Reiches und des Königs von Polen; Karl von
Lothringen und Johann Sobiesky führten den Oberbefehl; die
Heiligkeit der Sache veranlaßte bei dreißig devtsche Reichsstände, darunter
zwei Kurfürsten, zur Theilnahme an diesem Zuge. Bei Tuln überschritten
die Christen die Donau und stiegen am 12. September 1683 über den
Kahlenberg und die angrenzenden Höhen gegen Wien heruuter. Auf der
Linie von Nußdorf bis über Hernals hatte der Großvezier seine Haupt-
macht, 140.000 Mann, in mehreren Treffen aufgestellt. Um Mittag hatte
der linke Flügel der Kaiserlichen unter Ludwig vou Baden bereits Nuß-
dorf erobert; erst zwei Stunden später gelangte der vorwiegend aus Polen
bestehende rechte Flügel in's Gefecht, vermochte aber durch einige Zeit nur
schwer sich zu behaupten. Eudlich beorderte Karl von Lothringen seine
sämmtlichen Truppen vom linken Flügel angefangen zum Vordringen, an
welches sich auch die Polen anschlossen.
Diesem auf der ganzen Linie gleichzeitigen Angriffe vermochten die
Osmanen nicht länger zu widerstehen; mit ungemein großen Verlusten
stürzten sie sich in eine ungezügelte Flucht.
Unermeßlich war die von den Siegern gemachte Beute, darunter 370 Kanonen,
5000 Kamehle, 100,000 Metzen Korn, viele Trophäen und Koslbarkeiten. Die Menge
des hier erbeuteten Kaffees machte dieses Getränke erst jetzt im christlichen Europa
besser bekannt und gebräuchlich. Ein während der Vertheidigung wohl verdienter
Mann, Kolczicky, erhielt die Erlaubuiß zur Errichtung des ersien Kaffeehauses.
Unberechenbar sind die Folgen der Schl acht bei Wit: n: ohne dieseu Sieg