Full text: Bilder aus der Mecklenburgischen Geschichte

6er westlichen Ostsee bewohnte, die Germanen. Nicht das Wer? einzelner 
Riesen, sondern das eines zu gemeinsamer Arbeit organisierten Volkes, 
also die ältesten Zeugen einer staatlichen Ordnung, sind jene Gräber. 
Zeitlich verliert sich diese Periode noch in grauen Fernen; bis in das zweite 
Jahrtausend vor Christi Geburt reicht sie zurück. 
2 Die Krottzexeit. 
Das Volk, welches in der Steinzeit den Boden Mecklenburgs be- 
tvohnte, war kein abgeschlossener Stamm: eine gleiche Kultur herrschte damals 
im südlichen Schweden, Dänemark, Schleswig - Holstein, den angrenzenden 
Teilen der Provinzen Hannover, Sachsen, Brandenburg und Pommern; das 
ist also das Gebiet der nordischen Steinzeit. Von da aus haben schon 
in einer so frühen Zeit Handelsverbindnngen mit anderen Ländern be¬ 
standen. Ein kostbares Gut barg der Boden der Ostseeländer, den Bern- 
stein, das „brennbare Gold", welcher, zu Schmuckstücken oder zum Räuchern 
verwendet, im Orient hoch geschätzt und mit Gold aufgewogen wurde. Nor- 
bischer Bernstein ist schon in der Steinzeit nach Süden gedrungen auf 
Handelswegen, die im allgemeinen den Gang die Elbe aufwärts genommen 
haben. Früh hat sich dann das unternehmendste Handelsvolk der alten 
Welt, die Phönicter, auch dieses Handels bemächtigt; zu ihren Handels- 
stationen an der Adria strömte auf dem Wege des Binnenhandels das 
seltsame Harz, und sagenhaft gestaltete Kunden von einem Bernstein 
führenden Fluß drangen zu den südlichen Völkern; sie nannten ihn Eridanus, 
es ist unsere Elbe. Erst in sehr viel späteren Zeiten ist der preußische 
Bernstein direkt bezogen; niemals ist ein phönicisches Schiff bis in die 
Ostsee vorgedrungen. — Als Gegengabe erhielt das nordische Steinzeitvolk 
ein noch ungleich wertvolleres Geschenk, die ersten Metalle, zunächst 
das Kupfer, bald aber eine Mischung, die ungleich wirksamere Jnstrn- 
turnte schuf als das weiche Kupfer, nämlich die Bronze. Im fernen 
Dunkel menschlicher Geschichte verliert sich die Stätte, wo die für die mensch¬ 
liche Kultur so bedeutungsvolle Entdeckung gemacht wurde, daß ein Zusatz 
von Zinn das Kupfer zugleich härtet und doch die Bearbeitung erleichtert. 
Nach dem Norden ist das neue Metall auf dem Handelswege gedrungen 
und hat hier eine völlige Umwälzung der früheren Lebensverhältnisse 
herbeigeführt. Die Bronzezeit tritt ein, die glänzendste Periode unserer 
Vorgeschichte. Der Schauplatz der nordischen Bronzezeit ist derselbe wie 
der der Steinzeit, Skandinavien und ein Teil Norddeutschlands; kein neu 
einwanderndes Volk hat die Bronze mitgebracht, sondern alt eingesessene 
Stämme germanischen Geschlechtes haben die Waffen, Geräte und Schmuck- 
fachen, die der Binnenhandel ihnen zuführte, eigenartig und selbständig 
neu geschaffen. Zunächst ahmten sie eingeführte Typen nach, bald aber 
ändern sich die Formen der Schwerter, Dolche. Lanzen, Messer; Schmuck- 
gegenstände von feinstem Geschmack und staunenswerter Vortrefflichkeit in 
der Ausführung, Arm- und Halsringe, Gewandnadeln, Zierfcheibeu u. s. w. 
werden geschaffen in einer Fülle, die ein beredtes Zeugnis von dem Reich- 
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