Full text: Bilder aus der Mecklenburgischen Geschichte

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mecklenburgischen Truppen wurden entwaffnet und aufgelöst, sämtliche Ge- 
schütze, Waffen und Munitionsvorräte außer Landes geschafft. General 
Laval ward Generalgouverneur von Mecklenburg und traf den 13. Dezember 
in Schwerin ein. Von ihm wurden alle Behörden und Beamten des 
Landes auf den Kaiser vereidigt und an Stelle des mecklenburgischen Landes- 
Wappens die kaiserlichen Adler aufgepflanzt. Der Herzog war in Ludwigs- 
tust geblieben und machte Versuche, Napoleons Entschließungen zu ändern. 
Statt dessen erhielt er am 22. Dezember in unhöflichster Form den kurzen 
Befehl, mit seiner ganzen Familie Mecklenburg zu verlassen. Der tief- 
gebeugte Fürst, der mit so inniger Liebe an dem Lande seiner Väter hing, 
mußte dem Befehle nachkommen. „Mein Herz bricht vor Schmerz, daß ich 
ein Volk verlassen soll, was mich liebt; allein Gott will es, sein Wille 
geschehe!" So schrieb er den 8. Januar 1807, denselben Tag, an dem er 
mit seiner Gattin den Reisewagen bestieg, der ihn von Ludwigslust nach 
Altona unter den Schutz des dänischen Königs führte. 
Die Verbannung der fürstlichen Familie dauerte ein halbes Jahr, 
während dessen die Franzosen ganz nach Belieben im Lande schalteten. 
Ungeheuer waren die Lasten, die das Land in dieser Zeit zu tragen hatte. 
Die Gesamtkosten der feindlichen Besetzung vom Einmarsch der Franzosen 
an bis zum Ende der Fremdherrschaft sind auf 10V2 Millionen Thaler 
berechnet worden. 
Eine Wendung zum Besseren trat ein, als der Krieg Napoleons gegen 
Preußen und Rußland durch den Frieden von Tilsit im Juli 1807 be¬ 
endigt wurde und Kaiser Alexander von Rußland plötzlich in ein intimes 
Freundschaftsverhältnis zu Napoleon trat. Diese Freundschaft kam dem 
Herzoge Friedrich Franz zu gute, denn, um den russischen Kaiser ganz für 
sich zu gewinnen und ihn in seine gegen England gerichtete Politik hinein- 
zuziehen, willigte Napoleon, ohne Schwierigkeiten zu erheben, in die For- 
deruug Alexanders, daß der Schwerinische Herzog wieder in den Besitz 
seines angestammten Landes gesetzt würde. Die warme Fürsprache Alexan- 
ders erklärt sich aus der nahen Verwandtschaft, in welche der mecklenbur- 
gifche mit dem russischen Hofe durch die Vermählung des Erbprinzen Fried- 
rieh Ludwig mit Helene Paulowna, einer Tochter des unglücklichen Kaisers 
Paul und einer Schwester Alexanders, im Jahre 1799 getreten war. 
So konnte Herzog Friedrich Franz mit seiner Familie und seinem 
Hofe schon am 11. Juli 1807 in sein Land zurückkehren, das seinen an- 
gestammten Herrn mit großer Begeisterung empfing und am 9. August 
ein allgemeines Dankfest aus Anlaß seiner Rückkehr feierte. Doch erst im 
Dezember zogen die französischen Truppen ab. 
Die Kräfte des Landes waren nahezu erschöpft, die nachfolgenden 
Zeiten waren aber keineswegs geeignet, die geschwächten zu stärken und 
neue zu sammeln. Der Herzog hatte sich dazu verstehen müssen, der 
Continentalsperre gegen England und am 22. März 1808 auch dem 
Rheinbunde beizutreten. Die Sperrung der continentalen Häfen gegen 
die englischen Schiffe war eine Maßregel, die nicht nur den englischen 
Handel aufs schwerste schädigte, sondern auch Frankreich selber und allen 
Staaten, die sich der Continentalsperre anschlössen, die schwersten Wirt- 
schaftlichen Schäden brachte. Eine ungeheure Teurung der Lebensmittel,
	        
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