Full text: Geschichte für Mittelschulen und ähnliche Lehranstalten der Provinz Sachsen

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117. Du sollst anbeten Gott, deinen Herrn! 
Ich habe, sagt Linné, die Thiere betrachtet, auf die Pflanzenwelt ge¬ 
stützt; die Pflanzen, im Erdboden wurzelnd; die Erde vom Weltkreis 
getragen, im unerschütterlichen Laufe um die Sonne kreisend, welche das 
Leben auf ihr vermittelt ; die Sonne endlich, um ihre Axe sich drehend, 
und mit den übrigen Sonnensystemen, an Raum und Zahl ohne Grenzen, 
im Weltraum in schwebender Bewegung gehalten von der unbegreiflichen 
ersten Ursache, dem Wesen aller Wesen , dem Urheber aller Wirkungen, 
dem Baumeister, Erhalter und Regierer des Weltalls. Wer dieses Wesen 
Weltregierer nennt, irrt nicht, denn von ihm hängt alles ab : wer es Er¬ 
zeuger nennt, irrt nicht, denn aus ihm ist alles entstanden ; wer es Vor¬ 
sehung nennt, der nennt es recht; denn die Welt entfaltet ihre Thätigkeit 
nach seinem Rathschlusz. Es fühlt alles, sieht alles, hört alles, belebt 
und beseelt alles — es ist alles in allem. Dieses Wesen, ohne welches 
nichts ist, ist ewig, unermeszlich, nicht gezeugt, nicht geschaffen. Es ist 
in seiner heiligen Majestät nur geistig zu schauen. Diesen einen ewigen, 
unendlichen, allwissenden Gott habe ich aufmerksam lauschend einher¬ 
schreiten sehen, und bin von Staunen überwältigt worden. Ich habe einige 
Spuren seiner Schritte durch die geschaffene Welt erkannt, und in ihnen 
allen, auch dem Kleinsten, welches fast den Sinnen entschwindet; welch’ 
eine Fülle von Kraft und Weisheit und unergründlicher Vollkommenheit! 
118. Gegenseitige Abhängigkeit der Pflanzen und Thiere. 
Die gewöhnliche Uebung des Ackerbaues zeigt die gegenseitige Ab¬ 
hängigkeit der Pflanzen und der Thiere. Die unverdauten Theile der 
Nahrung des Thieres kehren zu dem Erdboden zurück, um ihn für neue 
Ernten fruchtbar zu machen. Andererseits ist aber auch das ganze Thier¬ 
reich, mittelbar oder unmittelbar, rücksichtlich seiner Ernährung von dem 
Pflanzenreiche abhängig, da die pflanzenfressenden Thiere die Nahrung 
der fleischfressenden bilden. Wir haben zu lange die Zeit hinter uns, in 
welcher man glauben konnte, dasz Würmer aus derFäulnisz von Früchten 
und dergleichen entständen, als dasz es nöthig wäre, hier zu wiederholen, 
dasz alles Lebendige erfahrungsmäszig aus Ei oder Samen entsteht ; auch 
kann es nicht nöthig sein zu zeigen, wie vermessen die Annahme sein 
würde, dasz die Kräfte der unbelebten Natur allein die Pflanzen zuerst 
erzeugten, damit aus diesen nachmals die Thiere hervorgehen könnten. 
Wer könnte denken, dasz die Kräfte der unbelebten Natur allein im 
Stande wären, die Abhängigkeit der ganzen Thierwelt von der ganzen 
Pflanzenwelt zu begründen? 
Im Gegentheil zeigen gerade solche allgemeine Thatsachen, wie die 
eben erwähnte, besser, als der gröszte Schatz von einzelnen Kenntnissen 
thun könnte, das Bestehen einer vorher wohl durchdachten Ordnung der 
Dinge, denn sie zeigen sorgsam abgewogene Bedingungen des Daseins, 
welche lange vorher bereitet sein müssen, und welche einzig und allein 
ein denkendes Wesen anordnen konnte. 
119. Die Brotpflanzen. 
Brotpflanzen nennen wir solche Gewächse, die in einem Theil oder in 
mehreren eine so reichliche Menge Mehlstoff enthalten, daß sie ein wichtiges 
Nahrungsmittel für die Menschen abgeben können. Der Mehlstoff ist der¬ 
jenige, welcher die Hauptmasse des Brotes ausmacht; er besteht aus wei߬ 
lichen, durchscheinenden, aus feinen Schichten zusammengesetzten Körnern
	        
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