Full text: Geschichts-Leitfaden für Bürger- und Mittelschulen

— 115 — 
Hochmutes gedenken, und Gott wird euch helfen!" Das geschwächte 
Heer des Kaisers wurde nun trotz der tapfersten Gegenwehr von den 
Städtern bei Legnano besiegt. Die Schar des Todes, 900 edle 1176 
mailändische Jünglinge, die eidlich den Schutz des Fahnenwagens mit 
dem Stadtbanner gelobt hatten, verwandelten durch ihre Todesverachtung 
den anfänglichen Sieg der Kaiserlichen in eine völlige Niederlage. Der 
Kaiser stürzte mit seinem Rosse und verschwand im Getümmel. Die 
Kaiserin hatte schon Trauerkleider angelegt, als er am vierten Tage 
wieder bei den Seinen erschien. 
In Venedig schloß nun der Kaiser mit dem Papste Alexander III. 
einen sechsjährigen Waffenstillstand. Friedrich, vom Banne losgesprochen, 
erwies dem Papste die herkömmlichen Ehrenbezeigungen, indem er ihm 
den Steigbügel hielt und seine Füße küßte. Der dem Waffenstillstand 
folgende Friede zu Konstanz bestätigte den Städtern ihre Freiheiten, 
nachdem sie die Oberhoheit des Kaisers anerkannt hatten. 
8. Wie der Verräter bestraft ward. Friedrich mußte nun die 
schweren Anklagen gegen Heinrich den Löwen untersuchen und auch 
seinen Lehnstreubruch strafen. Durch den Spruch der Reichsfürsten 
wurde Heinrich, der sich trotz mehrmaliger Ladung dem Reichsgericht 
nicht stellte, in die Acht2) gethan und seiner Länder verlustig erklärt. 
Bayern erhielt Otto von Wittelsbach, dessen Nachkommen noch 
heute dort herrschen. Die übrigen Länder wurden verteilt. Doch 
Heinrich wehrte sich grimmig bis ins dritte Jahr. Da ward ihm die 
Hand des Kaisers zu schwer. In Erfurt warf er sich 1181 seinem 
schwer gekränkten Oberherrn zu Füßen, und Friedrich hob ihn, Thränen 
nt den Augen, auf. Aber der Spruch des Reichstages konnte nicht 
mehr geändert werden. Heinrich wurde auf drei Jahre verbannt und 
ihm nur sein Erbland Braunschweig und Lüneburg gelassen. 
2) Die Acht des Königs machte den Geächteten recht- und heimatlos: 
er verlor fem Vermögen, niemand durfte ihm Brot und Obdach gewähren, 
und jedermann konnte ihn ungestraft töten. 
9. Wie Friedrich auf dem Gipfel des Glückes war. Die 
Fülle von Friedrichs Glück und Macht zeigte sich auf dem glänzenden 
Turnier und Volksfest zu Mainz, an dem 40 000 Ritter, viele geistliche 
Herren und Abgesandte der Städte aus allen Gauen des Reiches teil- 
nahmen. Um die Gäste zu beherbergen, hatte man auf der Rhein» 
ebene eine Zelt- und Bretterstadt errichtet. Durch ritterliche Kämpfe, 
prunkvollen Schmuck, reiche und fröhliche Gastmähler, allerlei Lustbar- 
reiten und Lieder der Minnesänger bildete dieses Fest den Glanzpunkt 
des Mittelalters und lebte noch lange in Sagen und Liedern fort. 
Zwei Söhne des Kaisers wurden zu Rittern geschlagen (Fest der 
„Schwertleite"), und Friedrich selbst zeigte sich bei den Kampfspielen 
krafttg und gewandt wie ein Jüngling. 
Auf einer sechsten friedlichen Fahrt nach Italien wurden ihm 
uberall m dem beruhigten Lande die größten Ehren bewiesen. Er ver- 
8*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.