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Hochmutes gedenken, und Gott wird euch helfen!" Das geschwächte
Heer des Kaisers wurde nun trotz der tapfersten Gegenwehr von den
Städtern bei Legnano besiegt. Die Schar des Todes, 900 edle 1176
mailändische Jünglinge, die eidlich den Schutz des Fahnenwagens mit
dem Stadtbanner gelobt hatten, verwandelten durch ihre Todesverachtung
den anfänglichen Sieg der Kaiserlichen in eine völlige Niederlage. Der
Kaiser stürzte mit seinem Rosse und verschwand im Getümmel. Die
Kaiserin hatte schon Trauerkleider angelegt, als er am vierten Tage
wieder bei den Seinen erschien.
In Venedig schloß nun der Kaiser mit dem Papste Alexander III.
einen sechsjährigen Waffenstillstand. Friedrich, vom Banne losgesprochen,
erwies dem Papste die herkömmlichen Ehrenbezeigungen, indem er ihm
den Steigbügel hielt und seine Füße küßte. Der dem Waffenstillstand
folgende Friede zu Konstanz bestätigte den Städtern ihre Freiheiten,
nachdem sie die Oberhoheit des Kaisers anerkannt hatten.
8. Wie der Verräter bestraft ward. Friedrich mußte nun die
schweren Anklagen gegen Heinrich den Löwen untersuchen und auch
seinen Lehnstreubruch strafen. Durch den Spruch der Reichsfürsten
wurde Heinrich, der sich trotz mehrmaliger Ladung dem Reichsgericht
nicht stellte, in die Acht2) gethan und seiner Länder verlustig erklärt.
Bayern erhielt Otto von Wittelsbach, dessen Nachkommen noch
heute dort herrschen. Die übrigen Länder wurden verteilt. Doch
Heinrich wehrte sich grimmig bis ins dritte Jahr. Da ward ihm die
Hand des Kaisers zu schwer. In Erfurt warf er sich 1181 seinem
schwer gekränkten Oberherrn zu Füßen, und Friedrich hob ihn, Thränen
nt den Augen, auf. Aber der Spruch des Reichstages konnte nicht
mehr geändert werden. Heinrich wurde auf drei Jahre verbannt und
ihm nur sein Erbland Braunschweig und Lüneburg gelassen.
2) Die Acht des Königs machte den Geächteten recht- und heimatlos:
er verlor fem Vermögen, niemand durfte ihm Brot und Obdach gewähren,
und jedermann konnte ihn ungestraft töten.
9. Wie Friedrich auf dem Gipfel des Glückes war. Die
Fülle von Friedrichs Glück und Macht zeigte sich auf dem glänzenden
Turnier und Volksfest zu Mainz, an dem 40 000 Ritter, viele geistliche
Herren und Abgesandte der Städte aus allen Gauen des Reiches teil-
nahmen. Um die Gäste zu beherbergen, hatte man auf der Rhein»
ebene eine Zelt- und Bretterstadt errichtet. Durch ritterliche Kämpfe,
prunkvollen Schmuck, reiche und fröhliche Gastmähler, allerlei Lustbar-
reiten und Lieder der Minnesänger bildete dieses Fest den Glanzpunkt
des Mittelalters und lebte noch lange in Sagen und Liedern fort.
Zwei Söhne des Kaisers wurden zu Rittern geschlagen (Fest der
„Schwertleite"), und Friedrich selbst zeigte sich bei den Kampfspielen
krafttg und gewandt wie ein Jüngling.
Auf einer sechsten friedlichen Fahrt nach Italien wurden ihm
uberall m dem beruhigten Lande die größten Ehren bewiesen. Er ver-
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