Full text: Geschichts-Leitfaden für Bürger- und Mittelschulen

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und wurde durch Leitern erreicht. Oft monatelang widerstand der 
Bergfried den Feinden, bis Hilfe nahte oder Hunger und Durst zur 
Übergabe nötigten. 
Den innern Burghof umgaben die Wohngebäude. Das statt- 
lichste war der steinerne Palas oder das Herrenhaus (links vom 
Bergfried) mit der Burgkapelle, in der die Bewohner täglich die 
Messe hörten, nachdem sie ein Bad genommen und die Morgensuppe 
verzehrt hatten. — Zum Rittersaale im oberen Stock führte von 
außen eine Freitreppe. Gegenüber (rechts vom Bergfried) lag die 
Kemnats) oder das Frauenhaus mit seinen verschiedenen Abteilungen. 
Hier wurde von den Mägden Wolle und Flachs gesponnen, gewebt, 
genäht u. bergt, von der Herrin die Mägdearbeit überwacht, mit Gold 
und Seibe gestickt, von bem freien Erker ein Auslug ins weite Land 
genommen u. s. w. Im Schnitzhause arbeiteten Knechte und Knappen 
an allerlei Jagd- und Kriegsgeräten. In der Rüstkammer hingen 
verschiedene Schutz- und Trutzwaffen und lagen mancherlei Schätze in 
Truhen aufgespeichert. Die meisten Räume wurden durch offene Kamine 
geheizt und schickten den Rauch durch Schlote zum Dache hinaus. Auf 
dem Burghofe oder im Bergfried war der tiefe Burgbrunnen, der 
bis zur Thalsohle reichte. Aus ihm wurde das Wasser mühsam in 
Eimern an Seilen oder Ketten emporgewunden. 
In den Ritterburgen wurde nach bestimmten Regeln „höfische 
Sitte" und der Minnegesang, eine eigentümliche Art Ritterpoesie, 
gepflegt. Das Leben auf der Burg war einförmig und wurde nur 
durch die Besuche von Genossen, Pilgern und fahrenden Sängern oder 
durch Turniere unterbrochen. Ein Kaplans oder Burgpfaffe4) war 
meist der Berater und Geschäftsführer der 
Familie. Die meisten Ritter konnten nicht 
lesen und schreiben. Durch die Fehdesucht 
und das Faustrecht entartete das Ritter- 
tum und sank zum Raubrittertum herab. 
Das Schießpulver machte dem Ritter- 
tum ein Ende. 
Während der Kreuzzüge entstanden geist- 
liche Ritterverbindungen oder Orden, die 
eine Verschmelzung von Mönchs- und Ritter- 
pflichten zeigen. Die Ordensglieder mußten 
außer den Mönchsgelübden (Gehorsam gegen 
die Oberen, Ehelosigkeit und Armut) noch 
die Krankenpflege und den Kampf gegen 
die Ungläubigen geloben. Die Johanniter 9°' Templer in Ordens- 
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hilfloser Pilger zur Pflicht gemacht. Ihr 
erstes Hospital») hatten Kaufleute aus Italien in der Nähe des heiligen 
Grabes gebaut. Sie trugen schwarze Mäntel mit einem weißen Kreuze.
	        
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