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9 V Deutsche Stadt im XV. Jahrhundert.
Federzeichnung aus dem I. 1491 in der Bibliothek zu Erlangen. (Stacke.)
gleichsam lebendig begraben zu werden fürchtete, war schon längst ge-
schwuuden, als man sah, wie alle Werke des Friedens im Schutz der
Mauern gediehen, die Bürgerschaft wohlhabend und mächtig wurde.
Außerhalb der Mauern siedelten sich Bauern als Gras- und Feld-
bürger im Schutz der Wälle an. Pfahlbürger wohnten außerhalb
der Stadt, hatten aber wegen des Erwerbs in der Stadt oder wegen
Ankauf eines Grundstücks das Bürgerrecht erworben. Ein Ratskolle-
gimn, an der Spitze ein oder zwei Bürgermeister, leitete die städtischen
Angelegenheiten. Die niedere Bürgerschaft schloß sich nach einzelnen
Gewerken zu Zünften (Gilden und Innungen)?) zusammen. Die
Handwerker suchten ihren Erzeugnissen eine immer größere Vollkommen-
heit zu geben. Auf den Märkten floß, was Stadt und Land hervor-
brachte, zusammen. Der Handel nahm einen immer größeren Aufschwung,
als die Seestädte die Waren fremder Länder auf bestimmten Handels-
straßen bis in das Herz des Erdteils beförderten. Die Schiffe
Genuas und Venedigs führten die Güter des Morgenlandes herbei;
Saumtiere trugen die Waren durch die Alpen nach Augsburg, Straß-
bürg, Nürnberg u. a. süddeutschen Städten. Mit diesen Pulsadern
des Verkehrs standen wieder Köln, Braunschweig, Erfurt, Hamburg,
Bremen, Lübeck, Brügge, Brüssel, Antwerpen u. a. nördliche Städte
in Verbindung, so daß ein Netz von Verkehrsstraßen Europa überzog.
Mit Handel und Gewerbe wuchs der Reichtum und die Macht