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goldene Krone auf und krönte dann auch die Königin. Auf silbernen
Thronen sitzend, empfingen sie die Huldigungen des Hofes und der
Stände. Dann bewegte sich der feierliche Zug nach der Schloßkirche.
Die Majestäten gingen unter prächtigen Thronhimmeln, welche zehn
Edelleute trugen; der Weg war mit rotem Tuch belegt, und Soldaten
zu Roß und Fuß bildeten Spalier. Zwei neuernannte Bischöfe standen
am Kirchenportale und riefen: „Es gehen hier ein die Gesegneten des
Herrn!" Der Text der Predigt war Samuels Wort: „Wer mich ehrt,
den will ich wieder ehren." Danach legte der König Krone und Zepter
ab und empfing knieend am Mar die Salbung an Stirn und Hand-
gelenk, wobei der Bischof rief: „Gott falbe unfern König mit seinem
heiligen Geiste!" Hieraus empfing die Königin die Salbung, und alles
Volk rief:' „Amen, Amen! Glück zu dem Könige und der Königin!"
In feierlichem Zuge ging es dann nach dem Schlosse zurück zum
Krönungsmahle. Dem Volke überließ man das rote Tuch auf dem Wege
und warf Krönungsmünzen unter die Menge. Auch für Speise und
Trank war gesorgt: Ein mächtiger Ochse, gefüllt mit Schafen, Rehen,
Hafen und Hühnern, wurde auf dem Markte gebraten und unter die
Hungrigen verteilt; zwei künstliche Adler sprudelten unablässig roten
und weißen Wein für die Durstigen. Die Armen wurden reichlich be¬
dacht und in Berlin wie in Königsberg neue Armenhäuser gegründet.
Die Festlichkeiten endeten mit dem glanzvollen Einzug des Königs in
Berlin und einem Dankgottesdienste im ganzen Lande über das Wort:
„Das hat Gott gethan!"
i) Der Dukaten ist eine Goldmünze im Werte von ungefähr 10 Mark.
4. Schöpfungen unter Friedrichs Regierung. Friedrich gefiel
sich in der Rolle eines Beschützers und Förderers der Künste und
Wissenschaften. In Berlin gründete er die Akademie der Wissen-
Zeughaus, das Reiterstandbild des großen
Kurfürsten und viele herrliche Bauten.
\6?>. Aug. Ejerm. Francke. So wurde Berlin verschönert, durch die
Friedrichstadt vergrößert und die Spree
eingedämmt. Die Einwohnerzahl stieg von 20000 auf 61000. Die
Handwerker hatten guten Verdienst; allerlei Fabriken wetteiferten in
der Herstellung gesuchter Waren; der Handel nach fremden Ländern
schästen, an deren Spitze der gelehrte
Philosoph Leibniz stand, in Halle eine
Universität, an welcher der gelehrte
Thomasius^) und der fromme August
Hermann Francke^) wirkten. Letzterer
hat mit dem unerschöpflichen Kapitale
seiner Liebe und seines Gottvertrauens
das Hallesche Waisenhaus nebst seinen
übrigen großartigen Anstalten ins Leben
gerufen. In Berlin schuf der unsterbliche
Schlüter das königliche Schloß, das