Full text: Geschichts-Leitfaden für Bürger- und Mittelschulen

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2. Sulla als Wettbewerber des Marius. Mithridates' 
König von Pontus (am Schwarzen Meer), war einer der grimmigsten 
und gefährlichsten Feinde Roms, ein Mann von riesiger Kraft, unter- 
nehmendem Geiste, großen Fähigkeiten — er sprach 22 Sprachen —, 
aber ein Barbar von Gemüt. An eiitem Tage ließ er 80000 Jtaliker 
in Kleinasien abschlachten, machte sich zum Herrn von Vorderasien und 
drang bis Athen vor. 
Zuerst war dem Sulla, einem feingebildeten Manne von der 
Partei der Aristokraten (Vornehmen), vom Senate der Oberbefehl gegen 
Mithridates übertragen worden. Marius, der bei dem geringen Volke 
sehr beliebt war, setzte es aber mit Hilfe desselben durch, daß er ihm 
wieder abgenommen wurde. Da rückte Sulla mit seinem Heere gegen 
Rom, nahm es mit stürmender Hand, ließ den Marius ächten, verfolgte 
dessen Anhänger und verstärkte den Senat mit seinen Freunden. Dann 
zog er gegen Mithridates, besiegte ihn in Griechenland und Kleinosten 
und zwang ihn zum Frieden. 
3. Marius als Flüchtling. Der geächtete Marius rettete sich 
durch eine Flucht voll Abenteuer. Er wurde entdeckt und zum Tode 
verurteilt. Als ihn ein Sklave im Gefängnis töten sollte, fuhr er 
diesen mit blitzenden Augen und donnernder Stimme an: „Mensch, du 
wagst es, den Marius zu töten?" Der Sklave warf den Dolch weg 
und stürzte fort. Man entließ den Gefangenen. Glücklich kam er 
nach Afrika. Von hier verwies ihn der römische Statthalter. Den 
Boten sah Marius mit starren Augen an und brach in die Worte aus: 
„Sage deinem Herrn, du habest deu Marius als Flüchtling auf den 
Trümmern Karthagos sitzen sehen!" Dann verbarg er sich mit seinem 
Sohne auf einer Insel. 
4. Marius zum 7. Mal Konsul. Inzwischen war sein Freund 
Cinna in Rom zur Herrschaft gekommen und rief Marius mit feinem 
Anhang zurück. Grauenhaft wüteten nun die marianischen Horden 
gegen die Sullaner. Jeder wurde niedergestoßen, dessen Gruß Marius 
nicht erwiderte. Doch schon in der dritten Woche seines siebenten Kon- 
snlats raffte der Tod den Marius infolge der steten fieberhaften Auf- 
regung hinweg. Cinna wurde von seinen eigenen Soldaten erschlagen. 
5. Sullas furchtbare Rache durch die Ächtungstafeln. Nach 
drei Jahren kehrte Sulla als Sieger zurück und nahm furchtbare Rache 
an seinen Feinden. Nicht vergeblich hatten ihm die Bürger ein Beil 
mit einem goldenen Kranze entgegen getragen. Nachdem er die Heere 
der Gegner in 15 Schlachten besiegt, ließ er eine Liste seiner Gegner 
anfertigen und fetzte einen hohen Preis auf den Kopf jeden Marianers. 
Aus Rachsucht und Habgier wurden in Italien an 40000 Bürger 
hingeschlachtet. Sulla, zum Diktator ernannt, beschränkte nun die Gewalt 
der Tribunen und erweiterte die Macht des Senats und der Aristo- 
kraten. Nach zwei Jahren legte er seine Diktatur nieder, zog auf 
ein Landgut und lebte da den Musen und den sinnlichen Vergnügungen.
	        
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