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Andere machen sich es noch bequemer, hüllen sich in Pelze oder
erscheinen in einer artigen Haustracht nur mit Gesichtsmasken. Sie
gehen meistenteils ohne Männer und führen als Off- und Defensivwaffe
ein Besenchen aus der Blüte eines Rohrs gebunden, womit sie teils
die Überlästigen abwehren, teils auch, mutwillig genug, Bekannten und Un¬
bekannten, die ihnen ohne Masken entgegenkommen, im Gesicht herumfahren.
Wenn einer, auf den sie es gemünzt haben, zwischen vier oder
fünf solcher Mädchen hineinkommt, weiß er sich nicht zu retten. Das
Gedränge hindert ihn zu fliehen und, wo er sich hinwendet, fühlt er die
Besenchen unter der Nase. Sich ernstlich gegen diese ödere andere
Neckereien zu wehren, würde sehr gefährlich sein, weil die Masken un¬
verletzlich sind, und jede Wache ihnen beizustehen beordert ist.
Ebenso müssen die gewöhnlichen Kleidungen aller Stände als Masken
dienen. Stallknechte mit ihren großen Bürsten kommen, einem jeden,
wenn es ihnen beliebt, den Rücken auszukehren. Vetturine*) bieten ihre
Dienste mit ihrer gewöhnlichen Zudringlichkeit an. Zierlicher sind die
Masken der Landmädchen, Frascatanerinnen, Fischer, Neapolitaner Schiffer,
neapolitanischer Sbirren**) und Griechen.
Manchmal wird eine Maske vom Theater nachgeahmt. Einige machen
fich's sehr bequem, indem sie sich in Teppiche oder Leintücher hüllen, die
sie über dem Kopfe zusammenbinden.
Die weiße Gestalt pflegt gewöhnlich anderen in den Weg zu treten
und vor ihnen zu hüpfen und glaubt, auf diese Weise ein Gespenst vor¬
zustellen. Einige zeichnen sich durch sonderbare Zusammensetzungen aus,
und der Tabarro wird immer für die edelste Maske gehalten, weil sie
sich gar nicht auszeichnet.
Ein Zauberer mischt sich unter die Menge, läßt das Volk ein Buch
mit Zahlen sehen und erinnert es an seine Leidenschaft zum Lottospiel.
Mit zwei Gesichtern steckt einer im Gedränge; man weiß nicht,
welches sein Vorderteil, welches sein Hinterteil ist, ob er kommt, ob er geht.
Der Fremde muß sich auch gefallen lassen, in diesen Tagen verspottet
zu werden. Die langen Kleider der Nordländer, die großen Knöpfe, die
wunderlichen runden Hüte fallen den Römern auf, und so wird ihnen der
Fremde eine Maske.
Weil die fremden Maler, besonders die, welche Landschaften und
Gebäude studieren, in Rom überall öffentlich sitzen und zeichnen, so werden
sie auch unter der Karnevalsmenge emsig vorgestellt und zeigen sich mit
großen Portefeuillen, langen Snrtontsf) und kolossalen Reisfedern sehr
geschäftig.
*) Lohnkutscher.
**) Polizeidiener,
t) Überrock, Mantel.