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14. Dem Riesen schwand der Mut
dahin,
Wie ihm der Schild entrissen;
Das Kleinod, das ihm Kraft verliehn,
Mußt' er mit Schmerzen missen.
Zwar lief er gleich dem Schilde nach,
Doch Roland in das Knie ihn stach,
Daß er zu Boden stürzte.
15. Roland ihn bei den Haaren
griff,
Hieb ihm das Haupt herunter:
Ein großer Strom voll Blute lief
Ins tiefe Thal hinunter;
Und ans des Toten Schild hernach
Roland das lichte Kleinod brach
Und freute sich am Glanze.
16. Dann barg er's unterm
Kleide gut
Und ging zu einer Quelle;
Da wusch er sich von Staub und Blut
Gewand und Waffen helle.
Zurücke ritt der jung' Roland
Dahin, wo er den Vater fand
Noch schlafend bei der Eiche.
17. Er legt sich an des Vaters
Seit',
Vom Schlafe selbst bezwungen,
Bis in der kühlen Abendzeit
Herr Milvn aufgesprungen:
„Wach' auf, wach' auf, mein Sohn
Roland!
Nimm Schild und Lanze schnell zur
Hand,
Daß wir den Riesen suchen!"
18. Sie stiegen ans und eilten sehr,
Zu schweifen in der Wilde.
Roland ritt hinterm Vater her
Mit dessen Speer und Schilde.
Sie kamen bald zu jener Statt',
Wo Roland jüngst gestritten hätt';
Der Riese lag im Blute.
19. Roland kaum feinen Angen
glaubt',
Als nicht mehr war zu schauen
Die linke Hand, dazu das Haupt,
So er ihm abgehauen,
Nicht mehr des Riefen Schwert und
Speer,
Auch nicht fein Schild und Harnisch
mehr;
Nur Rumpf und btnt'ge Glieder.
20. Milon besah den großeil
Rumpf:
„Was ist das für 'ne Leiche?
Man sieht noch am zerhannen Stumpf,
Wie mächtig war die Eiche:
Das ist der Riefe. Frag' ich mehr?
Verschlafen hab' ich Sieg und Ehr'!
Drum muß ich ewig trauern."
21. Zn Aachen vor dem Schlosse
stund
Der König Karl gar bange:
„Sind meine Helden wohl gesund?
Sie weilen allzu lange.
Doch seh' ich recht, auf Kvnigswvrt,
So reitet Herzog Haimon dort,
Des Riesen Haupt am Speere."
22. Herr Haimon ritt in trübem
Mut;
lind mit gesenktem Spieße
Legt' er das Haupt, besprengt mit
Blut,'
Dem König vor die Füße:
„Ich fand den Kopf im wilden Hag,
Und fünfzig Schritte weiter lag
Des Riesen Rumpf am Boden."