Full text: [Teil 1 u. 2] (Teil 1 u. 2)

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Er kam wieder zu spät. Hannibal stand schon zwei Wochen auf italienischem Boden, 
als er die Römer zu Gesicht bekam. Er hatte also Zeit gehabt, sein Heer zu ergänzen. 
Am Flusse Ticinus kam es zur Schlacht; die Römer wurden geschlagen, und der 
verwundete Feldherr wäre den Karthagern in die Hände gefallen, wenn ihn nicht 
sein Sohn, der spätere Besieger Hannibals, gerettet hätte. Mittlerweile war auch 
das zweite Heer aus Sizilien nach Rom zurückgekehrt. Es wurde sofort nach der 
Poebene geschickt; so fand Hannibal Gelegenheit, noch eine zweite Schlacht zu 
schlagen. An der Trebia wurden die Römer von ihm fast vollständig vernichtet. 
Eine solche Niederlage hatten die Römer bis jetzt noch nicht erlitten; sie kamen all- 
mählich zur Einsicht, daß sie einem gewaltigen Feldherrn gegenüberständen. Hannibal 
gewann durch seine Siege die ganze Poebene; die Gallier, die eben erst von den 
Römern unterjocht worden waren, traten zu ihm über und verstärkten sein Heer. 
Im Frühlinge des Jahres 217 v. Chr. verließ Hannibal die Poebene und führte 
sein Heer über den Apennin nach Etrurien. Der Arno hatte das Land durch Über- 
schwemmungen in weite Sümpfe verwandelt, so daß Menschen und Tiere drei 
Tage und drei Nächte im Wasser waten mußten. Da wurden viele Soldaten durch 
Krankheiten hinweggerafft; Hannibal selbst verlor infolge einer Entzündung ein 
Auge. Außerdem kamen viele Lasttiere auf den grundlosen Wegen um. Endlich 
winkte dem ermatteten Heere besseres Land. Diesmal waren die Römer mit 
einem neuen Heere schneller zur Stelle. Am Trasimenischen See ließ 
sich der Konsul Flamin ins in eine Enge locken; sein Heer wurde vernichtet, 
er selbst fiel. Noch an demselben Abend langte die Schreckensbotschaft in Rom 
an. In dem allgemeinen Jammern und Klagen behielt der Senat seine Festigkeit. 
Um gegen einen Überfall Hannibals gewachsen zu sein, setzte man die Mauern 
in Verteidigungszustand und riß die Tiberbrücke ab. An die Spitze des Staates 
wurde der Diktator Fabius Maximus gestellt. 
Hannibal dachte jedoch nicht an eine Belagerung Roms; er führte sein sieg- 
reiches Heer vielmehr nach Süditalien, um Roms Bundesgenossen auch hier 
auf seine Seite zu bringen. Aber überall fand er verschlossene Tore. Der Diktator 
war dem großen Feldherrn mit einem Heere gefolgt; aber vorsichtig blieb er auf 
den Höhen, um von dem Feinde nicht in eine Schlacht verwickelt werden zu können. 
Wohin Hannibal zog, immer war der lästige Beobachter an seiner Seite. Den 
römischen Soldaten schien solche Kriegsführung unwürdig; sie verspotteten ihren 
Anführer und nannten ihn Cun ctat o r, d. h. Zaud er er. Und doch wäre dem 
Römer bald ein Erfolg in den Schoß gefallen; durch vorsichtige Märsche hatte er 
nämlich Hannibal plötzlich in einer Enge eingeschlossen. Aber der Pnnier fand 
auch hier Rat; als es dunkel geworden war, ließ er einige hundert Ochsen, die 
brennende Reisbündel zwischen den Hörnern trugen, gegen die Römer jagen. 
Diese glaubten die Karthager im Anmärsche, und in der allgemeinen Verwirrung 
konnte Hannibal sein Heer aus der Schlinge führen. 
Im nächsten Jahre schickten die Römer ein großes Heer ins Feld. In offener 
Feldschlacht sollte diesmal das Geschick Roms entschieden werden. Bei Cannä trat 
Hannibal dem stärkeren Feind entgegen. Sein Heer hatte er folgendermaßen 
aufgestellt; die Mitte hielten die Gallier; hinter ihren Flügeln standen in tiefen 
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