1. Aus Einhards Schrift „Das Leben Karls
des Großen."
Aus dem Vorwort: Nachdem mich die Lust ergriffen hat, das
Leben und Treiben und nicht zum wenigsten die Taten meines
Herrn und Förderers Karl, des ausgezeichneten und mit Hecht
so berühmten Königs, zu beschreiben, habe ich auf möglichste
Kürze Wert gelegt und mich bemüht, nichts von dem, was
zu meiner Kenntnis gelangen konnte, zu übergehen, noch auch
durch Weitschweifigkeit der (Erzählung die Leute abzuschrecken.
Von diesem meinem vorhaben glaubte ich nicht absehen zu
dürfen, da ich mir bewußt war, daß niemand mit größerer
Wahrhaftigkeit als ich alles das aufzeichnen konnte, was ich
selbst miterlebte und sozusagen mit offenen Augen selber sah,
und da ich ja auch nicht wissen konnte, ob es von einem andern
etwa würde aufgezeichnet werden oder nicht. Und noch ein
anderer, wie ich meine recht triftiger Grund lag vor, der allein
schon mir die Zeder in die Hand hätte drücken können: die För¬
derung, die er mir hat angedeihen lassen, und die ungetrübte
Freundschaft mit ihm selbst und mit seinen Kindern vom ersten
Augenblicke an, seit ich an seinem Hofe weilte. Dadurch hat
er mich so sich verpflichtet und zu seinen Lebzeiten wie nach
seinem Tode zu seinem Schuldner gemacht, daß ich mit Hecht
als ein undankbarer Mensch erscheinen und verschrieen werden
könnte, wenn ich der vielen Wohltaten, mit denen er mich
x) Einhard (etwa 770—840) war ein §teunö Karls und wegen
seiner hervorragenden Bildung und Zähigkeit — besonders als
Baumeister — beim ganzen Hofe beliebt. Sein Buch zeichnet
sich durch gutes Latein und gewandte Zorm aus und gehörte zu
den beliebtesten und gelesensten Büchern des ganzen Mittelalters.
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