Full text: Karl der Große : Quellenstücke zur Würdigung seiner Person und Wirksamkeit (H. 3)

1. Aus Einhards Schrift „Das Leben Karls 
des Großen." 
Aus dem Vorwort: Nachdem mich die Lust ergriffen hat, das 
Leben und Treiben und nicht zum wenigsten die Taten meines 
Herrn und Förderers Karl, des ausgezeichneten und mit Hecht 
so berühmten Königs, zu beschreiben, habe ich auf möglichste 
Kürze Wert gelegt und mich bemüht, nichts von dem, was 
zu meiner Kenntnis gelangen konnte, zu übergehen, noch auch 
durch Weitschweifigkeit der (Erzählung die Leute abzuschrecken. 
Von diesem meinem vorhaben glaubte ich nicht absehen zu 
dürfen, da ich mir bewußt war, daß niemand mit größerer 
Wahrhaftigkeit als ich alles das aufzeichnen konnte, was ich 
selbst miterlebte und sozusagen mit offenen Augen selber sah, 
und da ich ja auch nicht wissen konnte, ob es von einem andern 
etwa würde aufgezeichnet werden oder nicht. Und noch ein 
anderer, wie ich meine recht triftiger Grund lag vor, der allein 
schon mir die Zeder in die Hand hätte drücken können: die För¬ 
derung, die er mir hat angedeihen lassen, und die ungetrübte 
Freundschaft mit ihm selbst und mit seinen Kindern vom ersten 
Augenblicke an, seit ich an seinem Hofe weilte. Dadurch hat 
er mich so sich verpflichtet und zu seinen Lebzeiten wie nach 
seinem Tode zu seinem Schuldner gemacht, daß ich mit Hecht 
als ein undankbarer Mensch erscheinen und verschrieen werden 
könnte, wenn ich der vielen Wohltaten, mit denen er mich 
x) Einhard (etwa 770—840) war ein §teunö Karls und wegen 
seiner hervorragenden Bildung und Zähigkeit — besonders als 
Baumeister — beim ganzen Hofe beliebt. Sein Buch zeichnet 
sich durch gutes Latein und gewandte Zorm aus und gehörte zu 
den beliebtesten und gelesensten Büchern des ganzen Mittelalters. 
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