Full text: Bilder aus der vaterländischen Geschichte

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Der Meister war dazu auch sogleich bereit. Allein Siegfried schlug 
mit solcher Kraft zu, daß das Eisen zersprang und der Amboß 
in den Erdboden getrieben wurde. Da fürchtete sich der Schmied 
vor dem Jünglinge und sann, wie er ihn wieder loswerden 
könnte. Eines Morgens schickte er ihn in einen Wald, in dem 
ein furchtbarer Drache häufte. Dort sollte Siegfried Holzkohlen 
brennen. Kaum hatte er den Meiler angezündet, so fuhr auch 
schon das Ungetüm auf ihn los. Aber Siegfried sprang gewandt 
zur Seite, erfaßte einen dicken Baumstamm und schlug das Un- 
geheuer tot. Aus dem großen Körper schoß ein Blutstrom und 
färbte den weiten Waldgrund. Da entledigte fich Siegfried seiner 
Kleider und badete in dem Blute. Sofort wurde seine Haut hart 
wie Horn, so daß sie mit keiner Waffe verletzt werden konnte. 
Nur zwischen den Schultern blieb eine verwundbare Stelle; hier 
hatte beim Baden ein -Lindenblatt gelegen. Ergrimmt kehrte 
Siegsried zu der Werkstatt zurück, erschlug den Schmied für seine 
Tücke und verfertigte sich ein Schwert, das so hart war, daß es 
Eisen zerspaltete. 
2. Wie Siegfried den Nibelungenschatz gewann. 
Nun ging Siegfried von neuem auf die Wanderschaft. Bald 
kam er in eine breite und tiefe Höhle, in der ein unermeßlicher 
Goldschatz lag, der den Nibelungen gehörte. Die Nibelungen 
waren ein Zwerggeschlecht aus dem Nebellande. Die beiden 
Königssöhne waren gerade dabei, den Hort unter sich zu teilen. 
Sie konnten aber nicht einig werden und baten deshalb Siegfried, 
die Teilung des Goldes vorzunehmen. Dieser war sogleich damit 
einverstanden und machte sich an die Arbeit. Doch seine Teilung 
befriedigte die Königssöhne nicht; sie wurden zornig und stürzten 
sich auf den ahnungslosen Helden. Es entstand ein fürchterliches 
Ringen, in dem die beiden Angreifer getötet wurden. Nun hatte 
Siegfried den Schatz für sich gewonnen. Als er aber die Höhle 
verlassen wollte, stieß er unerwartet auf neuen Widerstand. Der 
Zwerg Alberich, der frühere Hüter des Hortes, wollte feine Herren 
rächen und den Schatz nicht entführen lassen. Mittels einer Tarn- 
kappe hatte er sich unsichtbar gemacht, so daß Siegfried während 
des ungleichen Kampfes in große Not geriet. Allein es gelang 
ihm, dem Zwerge die Kappe vom Haupte zu streifen. Damit 
war der Streit für Siegfried entschieden. Er überwältigte Alberich 
und ließ ihn schwören, den Hort in Zukunft für ihn treu und 
sorgfältig zu hüten. Dann nahm er die Tarnkappe und kehrte 
zu seinen Eltern nach Ranten zurück. 
3. Wie Siegfried nach Worms kam. 
Am Mittelrhein hatten die Burgunder ein mächtiges Reich 
gegründet. Ihr König war Gunther; fein prächtiges Schloß
	        
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