— 4 —
Der Meister war dazu auch sogleich bereit. Allein Siegfried schlug
mit solcher Kraft zu, daß das Eisen zersprang und der Amboß
in den Erdboden getrieben wurde. Da fürchtete sich der Schmied
vor dem Jünglinge und sann, wie er ihn wieder loswerden
könnte. Eines Morgens schickte er ihn in einen Wald, in dem
ein furchtbarer Drache häufte. Dort sollte Siegfried Holzkohlen
brennen. Kaum hatte er den Meiler angezündet, so fuhr auch
schon das Ungetüm auf ihn los. Aber Siegfried sprang gewandt
zur Seite, erfaßte einen dicken Baumstamm und schlug das Un-
geheuer tot. Aus dem großen Körper schoß ein Blutstrom und
färbte den weiten Waldgrund. Da entledigte fich Siegfried seiner
Kleider und badete in dem Blute. Sofort wurde seine Haut hart
wie Horn, so daß sie mit keiner Waffe verletzt werden konnte.
Nur zwischen den Schultern blieb eine verwundbare Stelle; hier
hatte beim Baden ein -Lindenblatt gelegen. Ergrimmt kehrte
Siegsried zu der Werkstatt zurück, erschlug den Schmied für seine
Tücke und verfertigte sich ein Schwert, das so hart war, daß es
Eisen zerspaltete.
2. Wie Siegfried den Nibelungenschatz gewann.
Nun ging Siegfried von neuem auf die Wanderschaft. Bald
kam er in eine breite und tiefe Höhle, in der ein unermeßlicher
Goldschatz lag, der den Nibelungen gehörte. Die Nibelungen
waren ein Zwerggeschlecht aus dem Nebellande. Die beiden
Königssöhne waren gerade dabei, den Hort unter sich zu teilen.
Sie konnten aber nicht einig werden und baten deshalb Siegfried,
die Teilung des Goldes vorzunehmen. Dieser war sogleich damit
einverstanden und machte sich an die Arbeit. Doch seine Teilung
befriedigte die Königssöhne nicht; sie wurden zornig und stürzten
sich auf den ahnungslosen Helden. Es entstand ein fürchterliches
Ringen, in dem die beiden Angreifer getötet wurden. Nun hatte
Siegfried den Schatz für sich gewonnen. Als er aber die Höhle
verlassen wollte, stieß er unerwartet auf neuen Widerstand. Der
Zwerg Alberich, der frühere Hüter des Hortes, wollte feine Herren
rächen und den Schatz nicht entführen lassen. Mittels einer Tarn-
kappe hatte er sich unsichtbar gemacht, so daß Siegfried während
des ungleichen Kampfes in große Not geriet. Allein es gelang
ihm, dem Zwerge die Kappe vom Haupte zu streifen. Damit
war der Streit für Siegfried entschieden. Er überwältigte Alberich
und ließ ihn schwören, den Hort in Zukunft für ihn treu und
sorgfältig zu hüten. Dann nahm er die Tarnkappe und kehrte
zu seinen Eltern nach Ranten zurück.
3. Wie Siegfried nach Worms kam.
Am Mittelrhein hatten die Burgunder ein mächtiges Reich
gegründet. Ihr König war Gunther; fein prächtiges Schloß