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Unterbau sitzt der alte Barbarossa, der Oberbau enthält in einer
halbrunden Nische die Reitergestalt Wilhelms I.
9. Martin Luther (1483—1546.)
1. Luthers Jugend.
Martin Luther war der Sohn eines armen Bergmannes.
Er wurde am 10. November 1483 zu Eisleben geboren. Am
andern Tage, dem Martinstage, wurde er getauft, ßnt nächsten
Frühjahre siedelten die Eltern nach dem Städtchen Mansseld
über, weil der Vater hoffte, dort mehr zu verdienen. Hier verlebte
der kleine Martin eine entbehrungsreiche Jugend. Oftmals ging
er mit der fleißigen und sparsamen Mutter hinaus in die Wälder,
um für den Winter trockenes Holz aufzulesen. Die Zucht im
Vaterhause war streng; jedes Vergehen wurde mit der Rute be-
straft, so daß der Knabe ganz verschüchtert wurde. Auch in der
Schule ging es übermäßig streng zu. Luther erzählt selbst, er
habe an einem Vormittage fünfzehnmal Schläge bekommen, weil
er etwas nicht habe aufsagen können. Martin durfte keine Stunde
versäumen: war das Wetter schlecht, so trug ihn der Vater aus
den Schultern zur Schule. Bald besserten sich die Vermögens-
Verhältnisse der Eltern. Daher faßte der Vater den Entschluß, den
fleißigen und begabten Knaben studieren zu lassen. Im vier-
zehnten Lebensjahre kam Luther auf die Lateinschule nach Mag de-
bürg. Doch der Unterhalt kostete zu viel; deshalb sang Martin
mit anderen bedürftigen Schülern vor den Türen der reichen Leute,
um selbst etwas zu verdienen. Nach einem Jahre schickte ihn der
Vater nach Eisenach. Hier wohnten Verwandte, und der alte
Luther hoffte, sie würden seinen Sohn unterstützen. Doch die
Verwandten waren selber arm. So mußte der angehende Iüng-
ling abermals als Kurrendeschüler durch Singen in den Straßen
für seinen Unterhalt sorgen. Eines Tages kam er vor das Haus
der Frau Cotta, die an der schönen Stimme und dem bescheidenen
Wesen des Knaben ein solches Wohlgefallen fand, daß sie ihn
aufnahm und ihn wie ihr eigenes Kind pflegte. Nun war Luther
aller Sorgen enthoben.
2. Luther in Erfurt.
Als Martin achtzehn Jahr alt war, ging er auf die Uni-
verfität nach Erfurt, um nach dem Willen des Vaters die
Rechtswissenschaft zu studieren. Er war ein fleißiger und frommer
Student. Jeden Morgen sprach er sein Gebet; denn er meinte:
„Fleißig gebetet ist über die Hälfte studiert." Einst besuchte er
die Universitätsbücherei und bemerkte auf einem Tische ein großes