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werden. Aus diesem Grunde werden sie noch lange Zeit Scheinchristen 
bleiben und ihre Götter anrufen, sie von den Weißen zu befreien. 
Unter den Malaien herrscht noch der Glaube an Geister, an gute 
und böse, und an eine Seelenwanderung. Die Geister ihrer Ver¬ 
storbenen werden hoch geehrt und der Glaube, daß sie eine Zeit lang 
in dem Zahne eines Kaimans wohnen, ist so verbreitet, daß viele 
Malaien auf Reisen dergleichen Zähne als Zaubermittel gegen Un- 
glückssälle tragen. 
Im allgemeinen sind die Malaien von Mauritius gut gebaut, die 
Männer zum Teil sogar schön, die Weiber wenigstens nicht häßlich, 
obschon weder diese noch jene fleischige Beine haben. Ihr Haar ist 
stark, glatt oder kraus, wird aber bei den Männern nach asiatischer 
Manier meist bis auf einen Büschel glatt abgeschoren. Man findet 
bei ihnen weder die platten Nasen, noch die wulsllgen Lippen der 
Neger, doch zerstören Männer wie Weiber die Frische ihrer Lippen 
durch Kauen von Betel, Kalk und anderen Betäubungsmitteln. Un¬ 
zählige Massen von Flöhen und Stechfliegen nötigen sie, stark zu 
rauchen, weil beide Insekten den Rauch nicht vertragen. Da aber 
die meisten Malaien zu arm sind, um Tabak oder Cigarren zu rauchen, 
so raucheir sie Gandiakraut, welches stärker wirkt, als Opium, und 
ihre Gesundheit frühzeitig zerstört. 
Die Bedürfnisse dieser Menschen sind außerordentlich gering; sie 
begnügen sich mit einer aus Stangen ulld Palmblättern errichteten 
Hütte, und mit einigen Bananen haben sie ihren Hunger gestillt. 
Viele, die nicht bloße Lohnarbeiter sind, bauen etwas Reis oder 
weiße Bohnen. 
Durch den Einfluß der Engländer legt sich der von jeher als 
Seeräuber berüchtigte Malaie mehr und mehr auf das Matrosen¬ 
handwerk; doch finden sich noch mehrere Tausende aus den Zucker¬ 
und Nelkenpflanzungen bei schweren Arbeiten, und sind nicht besser 
daran, wie die Züchtlinge, welche unter Aufsicht eines bewaffneten 
Wächters Zwangsarbeiten verrichten müssen. 
Der Nelkenbaum kam durch Malaien im vorigen Jahrhundert von 
den Molukken, dem malaiischer: Urstaate, nach Mauritius; er ist stets 
grün, zwischen 4 und 10 Meter hoch und 10—25 Centimeter dick. 
Sobald seine Knospen sich zu röten beginnen, werden sie durch die 
auf Bockleitern oder Dreifüßen stehenden Arbeiter gebrochen und ge¬ 
sammelt, und zwar jährlich zweimal. Nach dem Brechen werden die 
Knospen auf Haufen in der Sonne der Gärung überlasten, dann aus¬ 
gebreitet und getrocknet. Das Geschäft des Brechens ist sehr müh¬ 
sam, besonders in einer Sonnenhitze von 39—40 Grad und unter den 
Martern der Moskitos und Flöhe. Viele Arbeiter sterben dabei am 
Sonnenstich oder bekommen krampfhafte Anfälle. 
^Der Hanptort auf der Insel Mauritius ist Port Louis, regel¬ 
mäßig gebaut, mit eurem besestigteir Hafen, ansehnlichen Seemagazinerr, 
Geogr. Bilder. 2r Band. 17 
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