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Im nächsten Jahre (1757) drang Friedrich in Böhmen ein
und besiegte die Österreicher bei Prag. Hier starb der Sieger
von Mollwitz, der greise Feldmarschall Schwerin, den Heldentod.
Bei der Erstürmung einer Höhe wurde er von fünf Kartätschen-
kugeln zu Boden gestreckt. Einige Wochen später kam es in
Böhmen bei Kolin zu einer zweiten Schlacht. Sie verlief für
die Preußen unglücklich, General Daun blieb Sieger. Als
Friedrich das Unglück hereinbrechen sah, stellte er sich an die
Spitze einer Abteilung Infanterie und griff damit eine feindliche
Batterie an. Allein die Kugeln rissen Mann neben Mann nieder.
Der König aber merkte es nicht und ritt immer weiter. Da rief
ein Adjutant: „Majestät, wollen Sie die Batterie allein erobern?"
Jetzt hemmte Friedrich sein Roß, betrachtete noch einmal die
Stellung der Feinde und gab den Befehl zum Rückzüge.
Nun mußte Friedrich Böhmen räumen; er ging nach Sachsen
zurück und führte dann sein Heer nach Thüringen, wo sich in-
zwischen die Franzosen mit der Reichsarmee, den Truppen der
deutschen Fürsten, verbunden hatten. Bei Roßbach kam es am
5. November zu einer kurzen, ruhmreichen Schlacht. Der fran-
zösische General Prinz von Soubife glaubte, mit den Preußen
leicht fertig zu werden. Er wollte sie umgehen und gefangen
nehmen. Doch der König war auf seiner Hut; er stand auf dem
Boden des Roßbacher Herrenhauses und verfolgte mit dem Fern-
glase die Bewegungen der Feinde. Ruhig ließ er seine Soldaten
abkochen und essen. Jetzt war die Zeit zum Handeln gekommen.
Die Regimenter erhielten den Befehl zum Abmarsch. Im Nu
waren die Zelte abgebrochen. Der junge General von Seydlitz
setzte sich an die Spitze der Reiterei und führte sie um einen Hügel.
Da schleuderte er plötzlich seine Pfeife in die Luft. Ein helles
Trompetensignal hallte über das Feld, und wie der Wind sausten
Kürassiere, Dragoner und Husaren in den Feind. Auf dem Hügel
pflanzten sich die Kanonen auf und sandten einen eisernen Hagel
in die Reihen des überraschten Gegners. Nach einer Viertelstunde
waren die Franzosen völlig geschlagen. Sie warfen die Gewehre
und Säbel weg und suchten in wilder Flucht die schützenden
Unstrutbrücken zu erreichen. Noch am Abend schrieb Friedrich an
seine Schwester: „Nach so viel Unruhen ein günstiges Ereignis.
Jetzt werde ich mit Frieden in die Grube fahren, nachdem der
Ruf und die Ehre meines Volkes gerettet ist." Ganz Deutschland
jubelte über den herrlichen Sieg und sang den Spottvers:
Und wenn der große Friedrich kommt
Und klopft nur auf die Hofen,
So läuft die ganze Reichsarmee,
Panduren und Franzosen.
Unterdessen waren die Österreicher unter dem Oberbefehle des
Prinzen Karl von Lothringen, eines Bruders des deutschen