Full text: Bilder aus der vaterländischen Geschichte, besonders aus der brandenburgisch-preußischen, von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Jetztzeit (Teil 1)

§ 8. Karl der Trohe, 768—814. 
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D. Karls Ende. 
Die letzten Jahre des großen Kaisers waren durch schmerzliche 
Verluste getrübt. Zwei treffliche Söhne starben früh, nur sein jüng- 
ster Sohn Ludwig blieb ihm übrig. Als Karl fühlte, daß seine 
Kräfte abnahmen und sein Ende herannahte, versammelte er in 
Aachen die Großen seines Reiches und stellte ihnen seinen Sohn als 
Nachfolger vor. Dann begab er sich in vollem Kaiserschmucke, die 
Krone auf dem Haupte, mit Ludwig und der ganzen Versammlung 
in die Kirche und kniete in stillem, andächtigem Gebete vor dem 
Altare, auf dem eine goldene Krone lag. Nun ermahnte er seinen 
Sohn vor allem Volke, Gott zu fürchten, für die Kirche zu sorgen, 
sein Volk zu lieben, die Armen zu unterstützen und getreue und gottes- 
fürchtige Beamte anzustellen. „Willst du das alles erfüllen, mein 
Sohn?" fragte der Greis zuletzt. Ludwig versprach es mit Tränen. 
„Wohlan denn, so setze dir selbst die Krone auf, und stets möge sie §~| 
dich an dein Versprechen erinnern." Ludwig tat es unter lautem 
Weinen des Volkes. Nicht lange danach ward Karl krank und starb 
(814). „Vater, in deine Hände befehle ich meinen ©eist," warenKarlsT°d«i4 
seine letzten Worte. Im Dome zu Aachen wurde er bestattet. Man 
setzte den Leichnam mit reichem Schmuck auf einen goldnen Stuhl. 
72 Jahre war der Kaiser alt, als er starb; 46 Jahre hatte er regiert. 
E. Karls des Großen Nachfolger. Deutschland unter den 
Karolingern. 
1. Teilung des fränkischen Reiches. Unter Karls Nach- 
kommen, die nach ihm die Karolinger hießen, zerfiel das große 
fränkische Reich in mehrere Teile. Deutschland und Frankreich trenn-Teuu^des 
ten sich für immer voneinander (843) und bildeten eigene Staaten. Reiches 843 
In Deutschland herrschten die Karolinger nach Karls Tode noch 
beinahe hundert Jahre. Aber den meisten Königen fehlte es an der 
nötigen Herrscherkraft; immer mehr sank ihr Ansehen. An der Spjtz«®g2geenbet 
der einzelnen Völkerschaften erhoben sich Herzöge, die dem Könige Karolinger 
nicht gehorchen wollten. Da riß Unordnung und Zwietracht im Reiche 
ein, und der innere Unfriede machte Deutschland schwach und wehr¬ 
los auch gegen äußere Feinde. So kam es, daß es sich nicht mehr 
gegen die Einfälle räuberischer Nachbarvölker zu schützen vermochte. 
2. Außere Feinde. Von Norden her, aus Dänemark und Nor- einfalle: 
wegen, kamen auf leichten Schiffen die beutelustigen Normannen 
(Nordmänner); sie fuhren in die Mündungen der Flüsse, schleppten 
Menschen und Habe fort und verheerten Städte und Länder mit
	        
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