§ 8. Karl der Trohe, 768—814.
25
D. Karls Ende.
Die letzten Jahre des großen Kaisers waren durch schmerzliche
Verluste getrübt. Zwei treffliche Söhne starben früh, nur sein jüng-
ster Sohn Ludwig blieb ihm übrig. Als Karl fühlte, daß seine
Kräfte abnahmen und sein Ende herannahte, versammelte er in
Aachen die Großen seines Reiches und stellte ihnen seinen Sohn als
Nachfolger vor. Dann begab er sich in vollem Kaiserschmucke, die
Krone auf dem Haupte, mit Ludwig und der ganzen Versammlung
in die Kirche und kniete in stillem, andächtigem Gebete vor dem
Altare, auf dem eine goldene Krone lag. Nun ermahnte er seinen
Sohn vor allem Volke, Gott zu fürchten, für die Kirche zu sorgen,
sein Volk zu lieben, die Armen zu unterstützen und getreue und gottes-
fürchtige Beamte anzustellen. „Willst du das alles erfüllen, mein
Sohn?" fragte der Greis zuletzt. Ludwig versprach es mit Tränen.
„Wohlan denn, so setze dir selbst die Krone auf, und stets möge sie §~|
dich an dein Versprechen erinnern." Ludwig tat es unter lautem
Weinen des Volkes. Nicht lange danach ward Karl krank und starb
(814). „Vater, in deine Hände befehle ich meinen ©eist," warenKarlsT°d«i4
seine letzten Worte. Im Dome zu Aachen wurde er bestattet. Man
setzte den Leichnam mit reichem Schmuck auf einen goldnen Stuhl.
72 Jahre war der Kaiser alt, als er starb; 46 Jahre hatte er regiert.
E. Karls des Großen Nachfolger. Deutschland unter den
Karolingern.
1. Teilung des fränkischen Reiches. Unter Karls Nach-
kommen, die nach ihm die Karolinger hießen, zerfiel das große
fränkische Reich in mehrere Teile. Deutschland und Frankreich trenn-Teuu^des
ten sich für immer voneinander (843) und bildeten eigene Staaten. Reiches 843
In Deutschland herrschten die Karolinger nach Karls Tode noch
beinahe hundert Jahre. Aber den meisten Königen fehlte es an der
nötigen Herrscherkraft; immer mehr sank ihr Ansehen. An der Spjtz«®g2geenbet
der einzelnen Völkerschaften erhoben sich Herzöge, die dem Könige Karolinger
nicht gehorchen wollten. Da riß Unordnung und Zwietracht im Reiche
ein, und der innere Unfriede machte Deutschland schwach und wehr¬
los auch gegen äußere Feinde. So kam es, daß es sich nicht mehr
gegen die Einfälle räuberischer Nachbarvölker zu schützen vermochte.
2. Außere Feinde. Von Norden her, aus Dänemark und Nor- einfalle:
wegen, kamen auf leichten Schiffen die beutelustigen Normannen
(Nordmänner); sie fuhren in die Mündungen der Flüsse, schleppten
Menschen und Habe fort und verheerten Städte und Länder mit