28
1. Bilder aus der älteren vaterländischen Geschichte.
Als aber der Morgen graute, ertönten Heerhörner vor der
Burg; sie war rings von den Hegelingen umgeben. Hartmut hatte
nur eine kleine Schar beisammen, aber er stürmte mutig hinaus. In
heißem Kampfe fiel König Ludwig von Herwigs Hand; Hartmut
mußte sich der Übermacht der Hegelingen ergeben. Diese drangen
nun in die Burg ein. Furchtbar wütete der alte Wate. Alles, was
ihm begegnete, schlug er nieder; auch Gerlinde fand durch sein Schwert
den Wohlverdienten Tod.
5. Das glückliche Ende. Als auch die übrigen Burgen des
Normannenlandes zerstört waren, traten die Hegelingen mit den
Jungfrauen und vielen Gefangenen die Heimfahrt an. Jubelnd
schloß Hilde die langentbehrte Tochter in ihre Arme. Gudrun ge-
dachte in ihrer Freude auch der Gefangenen. Sie erwirkte Ortruns
und Hartmuts Begnadigung. Dann wurde eine vierfache Hochzeit
gefeiert: Herwig vermählte sich mit Gudrun, Ortwin mit Ortrun,
Hartmut mit Hildburg, Siegfried von Moorland mit Herwigs
Schwester.
§ 10. Heinrich I., der Städtegründer, 919—936.
1. König Konrad I. Von allen den inneren und äußeren Fein-
den, von denen Deutschland unter Karls des Großen schwachen Nach-
folgern geplagt wurde, konnte nur ein kräftiger Herrscher das Reich
von°Ftanke'n befreien. Konrad I. von Franken, den sich die Deutschen nach dem
Aussterben der Karolinger zum König erwählten, war dazu nicht
mächtig genug. Die deutschen Fürsten wollten ihn auch nicht als ihren
Oberherrn anerkennen. Am heftigsten widerstrebte ihm der tapfere
6e3fenn Herzog Heinrich von Sachsen. König Konrad rieb in dem doppelten
Kampfe den er zu führen hatte, seine Kräfte frühzeitig auf. Als er
seinen Tod herannahen fühlte, sprach er zu seinem Bruder Eberhard:
legfeSiföM^ötich dauert das arme deutsche Land. Ich habe ihm nicht helfen
können, und auch du wirst dazu nicht imstande sein. Der einzige Mann,
der Deutschlands Macht und Ansehen wieder aufrichten kann, ist
unser Gegner Heinrich von Sachsen; denn er hat nicht nur eine
edle Sinnesart, sondern auch Tatkraft und Glück. Darum strebe
nicht selbst nach der Krone, sondern überlaß sie Heinrich, und berede
auch die übrigen Herzöge, daß sie ihn als ihren König anerkennen."
Eberhard dachte ebenso edel wie sein sterbender Bruder und erfüllte
seinen Willen.