Object: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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büschel das tief hinziehende Schneegewölk. In dem Glutlichte 
duckt sich die dunkle Gestalt des Heizers etwa zehnmal hin und 
her, jedesmal auf dem Tender die mächtige Kohlenschaufel fül¬ 
lend und sie in die Feuerung ausstürzend. Er hat etwa zwei 
Zentner neues Brennmaterial in die weißglühende Masse gewor¬ 
fen und eine prachtvolle Funkenmasse entströmt dem Schorn¬ 
steine, dessen gewaltiger Zug die leichteren Teile des frisch auf¬ 
geworfenen Brennstoffs rasch entzündet und als zischende Funken 
in den Schneesturm hinausschleudert. 
,,Da ist Wolfsberg,“ sagt der Führer nach einiger Zeit, als die 
roten und weißen Lichter einer Station vor ihm aufzuschimmern 
beginnen. Er pfeift und gleich darauf poltert der Zug unter das 
überhängende Dach des Bahnsteigs. Eilends umschreitet er hier 
seine Lokomotive, ihre dicht mit Schneeschlickern bedeckten Teile 
prüfend beleuchtend. Da ruft der unter der Maschine mit dem 
Ausharken der Schlacken aus dem Roste der Feuerung beschäf¬ 
tigte Stationsheizer: ,,Herr Zimmermann, der Rost des ,,Greif“ 
ist so dick verschlackt, daß ich nicht durchkomme in den vier 
Minuten Aufenthalt.“ Rasch springt der Führer in die Schür¬ 
grube hinab, packt die schwere Feuerkrücke mit und stößt sie an¬ 
gestrengt und hastig in die Feuermasse des Rostes, bis das Feuer 
wieder in vollkommen regelrechtem Zustande ist. Nach wenigen 
Minuten steigt er keuchend und schweißtriefend aus der Grube 
auf die Lokomotive. „Pfeifen!“ und hinaus geht es wieder in die 
eiskalte Schneesturmnacht, die mit 15 Grad kalter, schneidender 
Zugluft die schweißgetränkten Haare in wenig Sekunden in 
starre Eisnadeln verwandelt hat. 
Vorwärts! Vorwärts! 
Der Sturm hat aufgefrischt Er jagt von den großen Flä¬ 
chen der Dammböschungen den staubartigen, kalten Schnee 
empor, der auf der Fläche der Bahn wie in wilden Wogen dahin- 
jagt, deren Brandungen an die eilende Maschine anschlagen und, 
hoch über ihren Schornstein hinwirbelnd, die stillen Männer mit 
immer neuen Fluten von stechenden Eisnadeln überströmen oder 
sich an windstillen Orren heimtückisch zu lockeren Windwehen 
zusammenlagern. Im voraneilenden Lichte der Lokomotivlater- 
nen prallen diese plötzlich wie weiße, auf der Bahn liegende 
Mauern gespenstisch aus der Nacht empor, bäumen sich vor der 
wild durchbrechenden Lokomotive hoch auf, diese mit solchen 
Schneemassen überschüttend, daß die Männer sich am Geländer 
festhalten müssen, um nicht durch ihren wuchtigen Schlag herab¬ 
geschleudert zu werden. 
Nach und nach behängt sich die Maschine mit schweren Eis¬ 
zapfen ; dicke Eisbuckel wachsen selbst an ihren sehnelistge¬ 
drehten Organen und der Blick in die Teile der Maschine wird 
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