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Als der mächtigste Gott galt der Göttervater Jupiter. Er konnte
durch seineu Blitz schwere» Schaden anrichten. Nach ihm kam Mars, der
im Frühling alles keimen und sprossen ließ und von
dem der März den Namen erhalten hat. Weil aber im
Lenz gewöhnlich die junge Mannschaft auf Raub auszog,
so wurde er bald auch der Gott des Krieges. Venus
ließ das Gemüse im Garten wachsen, Faünus das
Gras auf der Weide. Man verehrte auch die Göttin
des häuslichen Herdes, Vesta:
ebenso Jänus, den Gott der
Tür, der nach außen und innen
schauen konnte und darum auch
zwei Köpfe haben mußte.
Ferner brauchten die Römer
für jede Tätigkeit die Hilfe
eines besonderen Gottes. Wer
pflügte, rief den Pfluggott an,
wer säete, den Säegott. Wenn
ein Kind die ersten Versuche machte
zu laufen, so betete die Mutter zum Kinderlaufgott. Darum war die Zahl
der Götter unendlich groß, und die Römer hatten immer Angst, sie möchten
einen vergessen und der könnte sie dafür strafen.
Außerdem hatte jede Familie noch ihre Hausgötter. Vor denen
empfand sie besonders große Furcht. Um sie günstig zu stimmen, durfte man
auf dem Hausaltar die Speisen nicht ausgehen lassen.
Die Römer der ältesten Zeit stellten diese Götter nicht bildlich dar,
opferten ihnen auch nicht in besonderen Häusern, sondern in Hainen und
auf freien Plätzen.
Durch viele Zeichen gaben die Überirdischen den Menschen ihren
Willen kund: durch die Lage der Eingeweide bei den Opfertieren, durch Blitz
und Donner, durch den Flug der Vögel.
Priesterin der Vesta
(Vestalin).
Münze mit dem
Januskopf.
IV. Die Zeit der Aönigsherrschaft. Die Vertreibung
der Aönigsfannlie. 51(0.
1. Adelige und Könige. Es gab auch in dieser Bauernstadt große
Unterschiede an Besitz uni) Macht. Wie in Athen arbeiteten sich auch
hier eine Anzahl Familien empor. Diese Adeligen nun wählten das Staats-
Oberhaupt, den König, auf Lebenszeit. Solche Könige gab es nach der
Sage sieben. Den ersten, R ö m n l n s, haben wir schon kennen gelernt; ihm
wird die Einrichtung des Heeres und der Staatsverwaltung zugeschrieben;
dem zweiten, Nüma Pompilins, die des Gottesdienstes.
2. Der Senat, ein Rat der Alten. Neben dem König stand der
Senat, ein Rat der Alten. Seine Mitglieder hießen Patres, Väter, und
die adeligen Familien, aus denen sie genommen wurden, Patrizier. Sie