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gebracht, die ihnen gestattete, auf dem Wasser ihr Landheer zu benutzen.
Das waren die Enter brücken. Diese wurden so auf dem Verdeck be-
festigt, daß sie umgeklappt werden konnten. Vorn hatten sie große Fangnägel.
Krachend schlugen diese Brücken in der Schlacht bei Mylä im Jahre 260
aus das Verdeck der feindlichen Schiffe und hielten sie mit ihren Fang-
nageln fest. Dann stürzten auf ihnen die römischen Fußsoldaten hinüber
und hieben die Besatzung nieder. Bald waren die Karthager in die Flucht
geschlagen.
4. Wechselndes Kriegsglück und schließlicher Sieg der Römer. Die
Römer wollten jetzt mit einem Schlage der Macht des Gegners ein Ende
machen. Ihr Feldherr Regnlns fuhr nach Afrika hinüber und setzte
Karthago in Schrecken. Aber noch einmal gelang es den Puuieru, sich mit
ihrem Gelde aus der Not zu retten. Sie warben ein griechisches Söldner-
Heer, besiegten damit die Römer und nahmen sogar den Regnlus gefangen.
Eine Flotte, welche die Reste des Heeres zurückholen sollte, wurde vom
Sturme vernichtet.
Mehrere neugebaute Flotten erlagen gleichfalls. Aber zum Frieden
waren die Römer deshalb doch nicht geneigt; sie gaben nur den Seekrieg
auf. Die Karthager dagegen waren längst kriegsmüde. Sie beschlossen, den
Regnlus als Friedensunterhändler an seine Vaterstadt zu schicken. Er
mußte ihnen vor seiner Abfahrt schwören, zurückzukehren, wenn er den Frieden
nicht zustande brächte. Aber sie kannten diesen Römer schlecht. Er riet
daheim zur Fortsetzung des Krieges, da die karthagische Macht sehr schwach
sei. Seinem Versprechen getreu kehrte er dann zurück und berichtete offen,
wie er gehandelt habe.
Lange Zeit schlugen sich nun beide Teile mit wechselndem Glücke auf
Sizilien herum. Die Karthager wurden dabei von Hamilkar Bärkas
(Blitz) vortrefflich geführt.
Nun aber zeigte sich die Vaterlandsliebe der Römer. Vornehme Leute
gaben ihr letztes Geld her und bauten davon dem Staate eine neue Flotte. Das
Glück war ihnen hold. Bei den Aga tischen Inseln wurde 241 die
karthagische Flotte besiegt.
Die Karthager konnten den Krieg nicht mehr fortsetzen und bequemten
sich zum Frieden. Sie traten Sizilien ab und zahlten 3200 Talente
(1472 Millionen Mark).
Als bald darauf bei ihnen die Söldner sich empörten, weil der
Sold ausblieb, benutzten die Römer die Verlegenheit der Karthager, ihnen
auch Sardinien abzunehmen; und als diese sich darüber beschwerten,
mußten sie noch obendrein eine große Geldsumme entrichten. Auch Korsika
wurde von den Römern besetzt. So waren diese die Herren des Tyr-
rhenischen Meeres.
Sizilien und Sardinien mit Korsika wurden die ersten römischen
Provinzen.
5. Die Unterwerfung der Gallier in der Poebene. Schon kurze Zeit
nach diesem großen Kriege machten die Römer noch eine wichtige Eroberung.
Es gelang ihnen nach erbitterten Kämpfen, die Gallier in der Poebene
auch zu unterwerfen. Damit waren sie Herren von ganz Italien.