Der dekeleische Krieg 413—404. 87
geholt) und überwältigt. Die beiden Führer wurden hingerichtet, an
7000 Gefangene in die Latomien (Steinbrüche) geworfen und grausam
behandelt. ^ , iio w,
§63. Der dekeleische Kriegs 413—404. [g)eMetct 413. Ab¬
fall der athenischen Bundesgenossen 412. Spartas Bündnis mit
Persien 412] Das Unglück, welches die Athener im Westen betroffen
hatte, wirkte auch auf den Osten zurück; es schien, als würde sich Athen
nicht mehr in seiner Stellung behaupten können, sondern durch bte An¬
schläge des Alkibiades zu gründe gehen. Denn die Spartaner hatten
nicht bloß 413 Dekeleia auf attischem Boden besetzt und von hier aus
die Landschaft vollständig verwüstet, sondern sie brachten auch 412 die
meisten athenischen Bundesgenossen zum Abfall und schlössen über-
dies mit dem persischen Satrapen Tissaphernes Verträge ab, nach
denen sie dem König ganz Asien überließen und dafür Schiffe uud Sold
erhalten sollten. Brachten nun auch die Athener mit Anstrengung aller
ihrer Kräfte nochmals eine ansehnliche Flotte von über 100 Schiffen auf,
so sahen sie sich doch dem gemeinsamen Angriff der Spartaner und
Perser gegenüber machtlos und nahmen daher bei Samos eine Defensiv-
stellnng ein. „
^Verfassungsänderung in Athen 411. Zuruckberusung
des Alkibiades 411.] Unter solchen an und für sich schwierigen Ver-
Hältnissen kam es in Athen 411 noch zu einer gefährlichen Verfassungs-
ändernng. Anthlphon, Theramtznes u. a. angesehene Männer setzten
beim Volke die Bildung eines Rates von 400 durch, dem alle Gewalt
übertragen wurde, während nur 5000 der wohlhabendsten Bürger fort-
an die Volksversammlung ausmachen sollten; man hoffte durch diesen
Umsturz der Demokratie am leichtesten zu einem Frieden mit dem aristo-
kratischen Sparta zu gelangen. Die athenische Flotte bei Samos war
aber ganz entgegengesetzter Meinung; sie schickte sich vielmehr an, nach
dem Peiräens zu fahren, um die oligarchischen Umtriebe mit Gewalt ber-
zulegen, und fast schien der Ausbruch eines Bürgerkriegs unvermeidlich,
als Alkibiades, der inzwischen vor den Nachstellungen der Spartaner
zu Tissaphernes geflüchtet war und diesen nunmehr für die Athener ge¬
wann sich in Samos einstellte und den Flottenführern (darunter Thra-
sybülos) von dem Zuge gegen Athen abriet. Er hatte wohl niemals
daran gedacht, den Spartanern die Herrschaft über Griechenland zn ver-
schaffen, sondern nur daran, diejenige Partei in Athen, durch welche er
i) Nikias am AMros-Flusse.
l) So genannt nach Diod. XIII, 9.