Full text: Bilder aus der vaterländischen Geschichte der Neuzeit (Teil 1)

5. Friedrich der Große. 19 
Als das Heer Friedrichs auf dem blutgetränkten Schlachtfelde sich 
lagerte, stimmte ein alter Soldat das Lied an: „Nun danket alle 
Gott," von Regiment zu Regiment fielen sie ein, und bald erklang 
aus taufenden von Soldatenkehlen dies Danklied durch die Winternacht; 
es heißt seitdem der „Choral von Leuth ett". 
c) Das Ende des Krieges. Nicht immer siegte Friedrich 
der Große, auch manche schwere Niederlage hat er erlitten, und oft 
genug fchien es, als fei er verloren. Sein Heer wurde immer kleiner, 
aber immer neue Mittel ersann er, um seiner Feinde Herr zu werden. 
Endlich sahen diese ein, daß sie ihn nicht besiegen konnten und ließen 
vom Kampfe ab. Zu H u b e r t u s b u r g in Sachsen wurde Friede 
geschlossen. Friedrich behielt Schlesien. 
6) Z i e t e n. Zu Friedrichs berühmten Heerführern gehört neben 
Seydlitz auch Zieten. Er war Friedrichs beste Stütze; mit seinen 
Husaren kam er manchmal über die Feinde, ehe sie sich's versahen. 
Er blieb, wie sein König es wünschte, dem Feinde immer auf den 
Hacken. Wenn Friedrich fast verzagen wollte, hatte Zieten immer noch 
guten Mut. Eines Nachts lagen der König und Zieten auf der Erde, 
und der König klagte: „Ich komme aus dieser Falle nicht heraus." 
Da sagte Zieten: „Bei Leuth en war der Feind noch viel stärker und 
wir haben ihn doch geschlagen. Nur nicht den Mut verlieren! Es 
wird noch alles gut werden!" Der König sagte: „Wo nimmt Er nur 
immer seine freudige Zuversicht her? Hat Er etwa einen neuen Ver¬ 
bündeten gefunden?" „Nein, Ew. Majestät, aber der alte dort oben 
lebt noch." Der König seufzte: „Ach, der tut keine Wunder mehr!" 
Da fagte Zieten: „Der Wunder bedarf's auch nicht; er streitet den¬ 
noch für uns und läßt uns nicht sinken." Und so geschah es auch, 
Friedrich kam wirklich aus der Falle heraus. Da sagte er froh zu 
Zieten: „Er hat recht gehabt. Sein Verbündeter hat Wort gehalten." 
— Friedrich ehrte Zieten auch ganz besonders. Einst wurde auf 
einem Marsche Rast gemacht. Friedrich lehnte sich gegen einen Baum, 
seine Generale lagen aus der Erde und waren bald eingeschlafen. Da 
kam ein Offizier, der etwas melden wollte; der König rief ihm aber 
leife. zu: „<PM, wecke Er mir Zieten nicht, er ist müde!" Und als 
der 86jährige Zieten mit andern Offizieren einmal im Schlöffe vor dem 
' König erschie'n, ließ dieser ihm einen Sessel holen und sprach zu ihm: 
„Mein alter Zieten, Er darf nicht stehen; fetz Er sich, sonst gehe ich 
' weg." — Zieten starb sieben Monate vor dem König; als ihm der 
Tod seines alten Feldherrn gemeldet ward, sprach er ernst: „Der alte 
Zieten hat stets die Vorhut geführt; ich werde ihm bald nachfolgen." 
- , 6. Friedrich der Große als Landesvater. In den Friedens- 
jähren sorgte Friedrich dafür, daß fein Land sich von der Kriegsnot 
wieder erholte. Damit die Bauern ihr Land bestellen konnten, gab er 
ihnen Soldatenpferde und Saatkorn. Die eingeäscherten Häuser ließ 
er wieder aufbauen. Wüst liegendes Land mußte wieder beackert 
werden. Die Sumpfgegenden an der Havel, an der Oder und der 
Weichsel ließ er trocken legen. Die durch den Krieg, durch Krankheiten 
oder andere Unglücksfälle in Not geratenen Untertanen unterstützte 
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