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welche tiefer als der Meeresspiegel liegen, z. B. in Holland, am
todten Meere in Palästina, am caspischen See. Allein woran er¬
kennt man denn überhaupt, dass die eine Gegend höher liege als
die andere, und dass die Meeresfläche wirklich die niedrigste Lage
habe? Man darf hierbei nur den Lauf der Gewässer des Festlan¬
des beobachten. So lange das Wasser noch fortläuft, ist auch der
Boden, über den es geht, nach abwärts geneigt; es steht nicht
eher still, als bis es eine ganz wagrechte Stellung einnehmen
kann. Daher sind die Stellen, nach denen das Wasser hinläuft,,
allemal die niedrigeren. Nun nehmen aber alle grösseren Flüsse
in das Meer ihren Lauf und ergiessen sich oder münden in das¬
selbe. Daraus folgt, dass das Meer tiefer liegt als das Festland.
Die Senkung des Bodens nach dem Wasser zu nennt man seine
Abdachung.
Der Boden des Festlandes hat eine sehr verschiedene Gestalt.
Bedeutende einzelne Erhöhungen desselben heissen Berge. Man
unterscheidet an denselben den obersten Theil, die Spitze oder
den Gipfel; den unteren Theil, den Fuss, und den mittleren
Theil, den Abhang oder die Lehne. Wenn Berge so aneinan¬
der gereiht sind, dass sie ein für sich bestehendes Ganze ausma¬
chen: so bilden sie ein Gebirge. Thäler sind die Vertiefun¬
gen zwischen den Abhängen der Berge; durch sie nehmen die
Flüsse ihren Lauf. — In vielen Ländern herrschen weder die
Höhen, noch die Tiefen vor, sondern wechseln gleichmässig mit
einander ab; dies sind die G e b i rg s 1 ä n d er. In andern Län¬
dern finden sich nicht blos einzelne Berge und Gebirge, sondern
der gesammte Boden erhebt sich hoch über die Meeresfläche; dies
sind die Hoch- oder Tafelländer. Man erkennt dieselben an
der verminderten Wärme der Luft, an dem starken Falle des flies¬
senden Wassers und an den tief eingeschnittenen Thälern. Im
Gegensatze zu solchen Ländern stehen diejenigen, in denen eben¬
falls keine Abwechselung von Berg und Thal vorhanden ist, son¬
dern der Boden in weit ausgedehnten Ebenen sich nur wenig über
den Meeresspiegel erhebt; man nennt sie Tief- oder Nieder¬
länder. Endlich gibt es noch S tu fen 1 än d er, d. b. solche, in
denen ein allmäliger Übergang vom Hochlande zum Niederlande
Statt findet.
21. Gebirge und Berge.
Man unterscheidet gewöhnlich zwei Hauptarten von Gebirgen.
Die Urgebirge, welche die höchsten sind und sich wahrschein¬
lich zu gleicher Zeit mit der Erde selbst gebildet haben, bestehen
aus sehr festen Steinarten, besonders aus Granit und machen gleich¬
sam das feste Gerippe des Erdkörpers aus. Die später auf ge-